Nach einem warmen September sinken die Temperaturen. Ein Problem für alle Obdachlosen in Hamburg. Denn das Winternotprogramm öffnet erst zum 1. November seine Pforten.
Schluss. Aus. Ende. Der Sommer ist vorbei. Endgültig. Also wieder Bus und Bahn statt Fahrrad. Fleece und Übergangsjacke statt T-Shirt. Und nachts, da bleibt lieber das Fenster zu. Selbst die Funktionalität der eigenen Heizung soll der eine oder andere bereits getestet haben.
So ist das halt. Es wird nicht mehr wärmer. Für Monate. Freuen wir uns lieber über einen bislang schönen Spätsommer. Nur draußen sitzen, dafür ist es jetzt zu kalt. Das sieht auch Ferenc so. „Heute Nacht habe ich furchtbar gefroren“, sagt der Hinz&Kunzt-Verkäufer, der leider weder Fenster schließen noch seine Heizung aufdrehen kann. Ferenc schläft auf der Straße, er „macht Platte“.
2000 Obdachlose auf Hamburgs Straßen
2000 Menschen schlafen auf Hamburgs Straßen, schätzt die Diakonie. Tagsüber suchen die Obdachlosen jetzt wieder Zuflucht im Warmen. In den vergangenen Tagen wurde es immer voller in unserem Verkaufsraum. Dort bekommen die Obdachlosen kostenlos einen Tee oder Kaffee.
„Nachts ist es mit einem dicken Schlafsack kein Problem“, sagt Krzysztof. Seit sechs Monaten zeltet der 50-Jährige zusammen mit sieben Freunden im Freien. „Aber wenn man morgens raus aus dem Zelt will, dann ist es kaum auszuhalten.“ In der ganzjährigen Notunterkunft Pik As will der Hinz&Kunzt-Verkäufer nicht schlafen. Dort würden die Menschen zu viel trinken. Außerdem hat er Angst beklaut zu werden. Stattdessen hofft er jetzt auf einen Container-Platz im Winternotprogramm.
Die Menschen frieren und ich kann ihnen nicht helfen.– Sozialarbeiter Stephan Karrenbauer
„Ich werde ständig gefragt, ob es nicht jetzt schon einen Platz im Container gibt“, berichtet Hinz&Kunzt-Sozialarbeiter Stephan Karrenbauer aus seinen Beratungen. „Es ist frustrierend. Die Menschen frieren und ich kann ihnen nicht helfen.“
Aus Sicht der Sozialbehörde sind die kalten Temperaturen offenbar kein Problem. Sprecher Marcel Schweitzer erklärt auf Hinz&Kunzt-Nachfrage: „Im Gegensatz zu anderen Städten, wo die Temperatur erst unter null Grad fallen muss, bevor eine Art ‚Warteraum‘ aufgemacht wird, öffnet das Hamburger Winternotprogramm immer am 1. November.“