Am 6. September ist wieder Zeit zum Stöbern: beim Anwohner-Flohmarkt auf dem Spielbudenplatz. Sven Prohl und Florian Sarnow organisieren die Sause und freuen sich über Kuchenspenden für Hinz&Kunzt.
(aus Hinz&Kunzt 271/September 2015)
Eigentlich ist hier ja ständig Halligalli: Mal knattern Harleys lautstark die Reeperbahn herunter. Dann tanzen Menschen mit Schlaghosen, Polyesterhemden und Blumenketten herum und singen schief: „Er gehört zu mir, wie mein Name an der Tür.“ Und wenn gerade mal kein Großevent wie die Harley Days oder der Schlagermove stattfindet, ist der Spielbudenplatz auch so meist voll: mit Hamburg- Touristen und Nachtschwärmern.
Doch zwei Mal jährlich ist der Platz in der Hand der Menschen, die hier leben: beim Anwohner-Flohmarkt. Das Besondere: Gewerbliche Händler müssen draußen bleiben. „Es ist ein Stadtteil-Flohmarkt, das ist uns ganz wichtig“, sagt Sven Prohl, der mit Florian Sarnow die Veranstaltung organisiert.
Die Standmiete ist günstig (ab 6 Euro pro Meter), Kinder verkaufen umsonst. Mehr als 70 Prozent der Aussteller kommen aus dem Stadtteil. „St. Pauli ist in den vergangenen Jahren an vielen Stellen Schickimicki geworden, aber wir wollen allen die Möglichkeit geben, mitzumachen. Auch denen, die nicht so viel Geld zur Verfügung haben“, sagt Prohl. Jeweils im September und Juni trifft sich Jung und Alt auf dem Platz. „Wohlsituierte sind genauso dabei wie Leute, die uns die Standmiete mit abgezählten Münzen in die Hand drücken“, so Sarnow.
Die Idee entstand – typisch St. Pauli – nachts in einer Kneipe. Weil ein Kollege nach einem Umzug „so viel Scheiß im Keller hatte“, erinnert sich Prohl. Die Premiere 2009 war auch ohne große Werbung gleich ein Erfolg.
Bei der Fußball-WM der Obdachlosen trafen sich Prohl und Hinz&Kunzt- Mitarbeiterin Friederike Steiffert. Schnell war man sich einig, „mal was zusammen zu machen“. Seither bittet man die Flohmarktverkäufer um Brötchen- und Kuchenspenden – die Erlöse gehen zu 100 Prozent an Hinz&Kunzt.
Die beiden Organisatoren jagen selbst nur noch selten Schnäppchen. „Als Kind habe ich zuletzt ‚Lustige Taschenbücher‘ verkauft“, so Sarnow. Über „seinen“ Anwohner-Flohmarkt schlendert er trotzdem gern – „irgendwas findet man ja immer.“
Text: Simone Deckner
Foto: Mauricio Bustamante
Nächster Termin am Sonntag, 6. September von 9–16 Uhr, Spielbudenplatz. Kuchenspenden (auch von Besuchern) sind erwünscht!