Mit einem Integrationslager für Deutsche hat die „God’s Entertainment“ für Diskussionen in Altona gesorgt. Was es mit den Fragen an die Deutschen zu ihrer eigenen Integrationsfähigkeit auf sich hatte.
Der Anblick irritiert: Mitten auf der Großen Bergstraße stehen ein paar provisorische Zelte, eingezäunt von einer Holzwand in den Nationalfarben schwarz-rot-gold. Darauf steht in Großbuchstaben: „DEUTSCHE INTEGRIERT EUCH!“ Menschen bleiben stehen, fragen „Was soll denn das?“ oder „Seid ihr Nazis?“
Genau so haben sich das die Macher der Wiener Künstlergruppe „God’s Entertainment“ gedacht: Dass die Menschen sich wundern über ihre Aktion, anhalten und idealerweise ins Gespräch kommen. Es geht um nicht weniger als die Frage: Wie integriert sind die Deutschen im eigenen Land? Oder wie rassistisch sind sie.
Denn: Statt die Zuwanderer dazu zu verpflichten, sich in Deutschland zu integrieren, drehen die Künstler den Spieß einfach um. Es geht ihnen darum, Alltagsrassismen offen zu legen. Dazu stellen sie Fragen, etwa „Welche Minderheitengruppe hätten sie nicht gern als Nachbarn?“ oder „Was bedeutet es ihnen, deutsch zu sein?“. Bei einem Bildertest kann man auswählen, welche Person einem sympathischer ist. Am Ende steht eine Einschätzung darüber, ob noch „Integrationsnachholbedarf“ besteht.
Der Begriff Integration, so die Künstler, sei „irreführend“ und werde missbräuchlich benutzt. Nach all der Leitkultur, den Integrationskursen und Sprachprüfungen für Zuwanderer seien jetzt erst einmal die Deutschen dran mit der Integration. Das bedeutet aus Sicht der Künstler, weltoffen zu sein und Menschen nicht nur danach zu beurteilen, ob sie die deutsche Sprache beherrschen.
Mit provokanten Aktionen sind „God’s Entertainment“ bekannt geworden: Schon 2013 hatten sie in einem „Menschenzoo“ auf Kampnagel Randgruppen (unter ihnen auch Hinz&Künztler) ausgestellt. Für ihre jetzige Aktion werden die Künstler erneut von Kampnagel, aber auch vom Bezirk Altona und der Stadt Hamburg unterstützt.
Text+Foto: SIM
Deutsche integriert euch! fand bis Samstag, 20. Februar in der Großen Bergstraße (gegenüber von Ikea) statt