Sieben Jahre nach der letzten wissenschaftlichen Erhebung gibt es wieder aktuelle und belastbare Daten über Obdachlose in Hamburg. Die Bundesregierung hat heute ihren Wohnungslosenbericht veröffentlicht – und der fördert erschreckende Zahlen zutage.
Die Zahl der Obdachlosen in Hamburg hat sich innerhalb von sechs Jahren fast verdoppelt. Das ergibt sich aus dem heute veröffentlichten Wohnungslosenbericht des Bundes. Demnach lebten zum Erhebungszeitraum Anfang vergangenen Jahres 3787 Menschen obdachlos in Hamburg.
Neben Obdachlosen, die auf der Straße Platte machen, zählen hierzu laut Bericht auch Menschen, die etwa in Zelten, PKW, Abbruchhäusern oder Garagen leben. Nutzer:innen des städtischen Winternotprogramms und anderer Notunterkünfte fließen demnach nicht in die Statistik ein – obwohl viele von ihnen spätestens ab dem Frühjahr wieder auf der Straße schlafen müssen. Die tatsächliche Zahl obdachloser Menschen dürfte somit also noch höher sein als in dem Bericht genannt.
Erschreckend: Seit der letzten Obdachlosenzählung in Hamburg 2018 hat sich die Zahl dennoch fast verdoppelt. Damals wurden 1910 Obdachlose in der Hansestadt gezählt – inklusive Nutzer:innen des Winternotprogramms. Bei der ersten Zählung im Jahr 2009 waren es noch 1027 Obdachlose.
Zusätzlich zu den Obdachlosen leben in Hamburg dem Bericht zufolge 1685 Menschen verdeckt wohnungslos. Sie haben keine eigene Wohnung, schlafen auch nicht in städtischen Unterkünften, kommen aber bei Bekannten oder Familienangehörigen unter. Knapp 53 Prozent der Hamburger Obdachlosen und verdeckt Wohnungslosen haben die deutsche Staatsangehörigkeit. Gut 47 Prozent sind Nichtdeutsche. 73 Prozent sind Männer, 27 Prozent Frauen.
Zahlen steigen in ganz Deutschland
Grundlage für den Bericht ist das Wohnungslosenberichterstattungsgesetz, mit dessen Hilfe die Bundesregierung Informationen über Obdach- und Wohnungslosigkeit in Deutschland sammeln will. Zusätzlich zum jetzt vorgelegten Bericht veröffentlicht das Statistische Bundesamt jährlich eine Statistik zu Wohnungslosen, die in Unterkünften leben. Die aktuellen Zahlen haben die Gesellschaft für innovative Sozialforschung und Sozialplanung (GISS) und die Verian AG im Auftrag des Bauministeriums erhoben. Grundlage sind Stichprobenbefragungen von Obdach- und Wohnungslosen im Februar 2024. Die Ergebnisse der Befragungen haben die Wissenschaftler:innen anschließend hochgerechnet.
Insgesamt lebten in Deutschland Anfang 2024 laut Bericht 531.600 Obdach- oder Wohnungslose. 439.500 von ihnen sind in Unterkünften untergebracht, sind also wohnungslos. 60.400 gelten als verdeckt wohnungslos. 47.300 sind obdachlos. In allen Gruppen sind die Zahlen seit der letzten Erhebung gestiegen. Bund und Länder haben sich verpflichtet, die Obdach- und Wohnungslosigkeit in Deutschland bis zum Jahr 2030 zu beseitigen.
Hamburg hat die Erhebung Anfang 2024 mit einem Zusatzfragebogen zum Gesundheitszustand der Obdach- und Wohnungslosen, zu ihrem Krankenversicherungsschutz und zu ihrer Nutzung von Hilfeeinrichtungen versehen. Die Auswertung dieser Befragung startet allerdings erst jetzt, so die Hamburger Sozialbehörde auf Nachfrage von Hinz&Kunzt. Ergebnisse sollen im Laufe des zweiten Quartals 2025 vorgestellt werden.