Der Bundesverband der Tafeln schlägt Alarm: 150.000 Menschen mehr als im Vorjahr seien auf die Unterstützung der Tafeln angewiesen. Besonders groß sei der Zuwachs mit 20 Prozent bei Senioren.
Die Anzahl der Menschen, die deutschlandweit das Angebot der Tafeln in Anspruch nehmen, ist innerhalb eines Jahres „dramatisch“ gestiegen, beklagt der Bundesverband der Tafeln: 1,65 Millionen Menschen würden derzeit regelmäßig von den Tafeln versorgt – ein Plus von 10 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Bei Tafelnutzern im Rentenalter betrage der Zuwachs sogar 20 Prozent: Hier kamen 75.000 Bedürftige hinzu. Nach Langzeitarbeitslosigkeit seien zu niedrige Renten damit der zweithäufigste Grund, eine Tafel aufzusuchen. Aber auch die Zahl der Kinder und Jugendlichen, die von einer Tafel versorgt werden, ist demnach um 45.000 (10 Prozent) seit dem Vorjahr angestiegen.
Angesichts dieser Entwicklung fordert der Bundesverband der Tafeln „tiefgreifende Reformen“ von der Politik: Altersarmut werde die Gesellschaft in den kommenden Jahren „mit großer Wucht überrollen“, warnt der Vorsitzende von Tafel Deutschland e.V., Jochen Brühl. „Die Politik darf nicht länger abwarten“, sagt er. Gleichzeitig fordert Brühl finanzielle Unterstützung der Tafeln durch den Staat, es fehle Geld für mehr Kühlfahrzeuge und Lagerkapazitäten.
In Hamburg werden Bedürftige abgewiesen
„Der Anstieg ist definitiv da, seit etwa einem Jahr.“– Julia Bauer
Auch in Hamburg nutzen immer mehr Menschen die Lebensmittelverteilung durch die Tafel. Zwar erhebt die Hamburger Tafel keine genauen Nutzerzahlen, da die sie in der Hansestadt keine eigenen Ausgabestellen betreibt, sondern zahlreiche Einrichtungen beliefert. Aber Vorstandsmitglied Julia Bauer sagt gegenüber Hinz&Kunzt: „Der Anstieg ist definitiv da, seit etwa einem Jahr.“ Seitdem würden immer mehr der etwa 130 Einrichtungen, in denen gespendete Lebensmittel der Tafel ausgegeben werden, Überlastung melden.
„Wir wissen von den Einrichtungen, dass sie vermehrt Wartelisten anlegen und teilweise auch schon Bedürftige abgewiesen haben“, sagt Bauer. Ob auch in Hamburg besonders viele Senioren hinzukommen, könne sie aber nicht sagen.