Wohnraum :
Immer mehr junge Menschen und Familien in Wohnungsnot

Gabi Brasch (von links), Yuji, Alexis Schnock und Sandra Berkling vor den Räumen der Jugendberatungsstelle HUDE.

Familien und junge Erwachsene sind besonders vom Mangel an bezahlbarem Wohnraum betroffen. Das beobachten die sozialen Einrichtungen der Hamburger Wohlfahrtsverbände. Sie fordern dringend mehr bezahlbaren Wohnraum.

Hinz&Kunzt Randnotizen

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Familien und jungen Erwachsenen in Wohnungsnot können Hamburgs soziale Einrichtungen kaum noch Hilfe anbieten. Die Arbeitsgemeinschaft der freien Wohlfahrtspflege (AGFW), ein Zusammenschluss hiesiger Sozialverbände, hat bei einem Pressegespräch auf den fehlenden Wohnraum besonders für diese Gruppen hingewiesen. „Familien leben beispielsweise in viel zu kleinen Wohnungen ohne Rückzugsorte. Die Suche nach angemessenem Wohnraum ist – trotz Dringlichkeitsschein – oft aussichtslos“, sagt Sandra Berkling, Geschäftsführerin der AGFW. Bei einer Neuvertragsmiete von 14,58 Euro pro Quadratmeter und steigenden Betriebskosten sei das nicht verwunderlich. 

Ein großes Problem auch für junge Menschen, die bei ihren Eltern ausziehen wollen –ein zentraler Entwicklungsschritt, wie Sozialarbeiter Alexis Schnock von der Jugendberatungsstelle HUDE erklärt. Schwierig sei die Wohnungssuche auch für junge Volljährige, die aus stationären Maßnahmen der Jugendhilfe entlassen werden und aus verschiedensten Gründen nicht bei ihren Eltern wohnen könnten. Im schlimmsten Fall drohe in diesen Fällen die Wohnungslosigkeit.  

 720 Wohnungslose in Hamburg unter 25 

Laut Statistischem Bundesamt waren Ende Januar in Hamburg 720 von 2330 wegen Wohnungslosigkeit untergebrachter Menschen mit deutscher Staatsangehörigkeit unter 25 Jahre alt. Nicht erfasst sind dabei obdachlose, in Jugendprogrammen untergebrachte und verdeckt wohnungslos lebende Menschen. Die AGFW fordert deshalb mehr Wohnungen speziell für junge Volljährige und Familien mit geringem Einkommen. Dazu müssten mehr Sozialwohnungen gebaut werden. Ihr Anteil müsse von derzeit einem Drittel auf 50 Prozent gesteigert werden, um das Problem zu lösen. 

„Für die Wohnungssuche können junge Menschen mittlerweile mindestens zwei Jahre einplanen“, berichtet Sozialarbeiter Schnock. Der 22-jährige Yuji kann das bestätigen: Er war mehrere Jahre lang wohnungslos. „Auf dem Wohnungsmarkt wurde ich diskriminiert“, sagte er. „Die Vermieter haben mich manchmal gefragt, ob ich dann gleich die ganze Sippschafft reinlassen und nur Party machen würde.“ Nach 1300 Bewerbungen und fünf Wohnungsbesichtigungen, konnte er vor Kurzem endlich in eine Wohnung ziehen.

Autor:in
Luca Wiggers
Luca Wiggers
1999 in Hannover geboren, hat dort Germanistik und Anglistik studiert und ist Anfang 2022 nach Hamburg gezogen. Seit Juni 2023 Volontärin bei Hinz&Kunzt.

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