Warum stellt die Bahn nicht Behälter für Pfandflaschen auf und sammelt so Geld für eine gute Sache, fragt eine Leserin.
„Sehr interessant“, meint die Bahn AG. Aber leider nicht umsetzbar.
(aus Hinz&Kunzt 229/März 2012)
Anfang Januar schickt Linda Oldenburg der Deutschen Bahn eine Mail. Auslöser ihres Schreibens ist der Hinz&Kunzt-Bericht „Pfandsammeln verboten“ (H&K Nr. 227). Der Beitrag wirft die Frage auf, warum die Bahn es per Hausordnung verbietet, auf dem Bahnhof Pfandflaschen aus Mülleimern zu sammeln, wie es Menschen in Not manchmal tun. „Es geht nicht, dass ein Mülleimer durcheinandergebracht wird“, im Bahnhof solle „man auch in Ruhe einkaufen können“, hatte ein Bahn-Sprecher unter anderem gesagt – aus Sicht von Hinz&Kunzt absurde Argumente.
Auch Linda Oldenburg kann die Begründungen der Pressestelle „nicht vollständig nachvollziehen“. Doch hat sie sich Gedanken gemacht – und eine Idee: Warum stellt die Bahn nicht Behälter auf, in die Reisende ihre leeren Pfandflaschen werfen können? „Ich persönlich kann mir vorstellen, meine Pfandflaschen in einem solchen Container zu entsorgen, wenn diese Entsorgung noch einen weiteren Beitrag leistet“, meint die Hinz&Kunzt-Leserin und regt an: „Sofern dies möglich und umsetzbar ist, könnte das dadurch gewonnene Pfand sozialen Einrichtungen wie Hinz&Kunzt zugutekommen.“ So könne „eine Win-Win-Situation entstehen, die Ihnen einen Image-Zugewinn beschert und bedürftigen Menschen über Umwege hoffentlich aus der Krise hilft“.
Eine Woche später schickt die Bahn ihre Antwort. „Ihre Ideen sind sehr interessant, und doch würden wir bei einer Umsetzung schnell an unsere Grenzen stoßen“, schreibt Ellen Gevert, Managerin für den Hamburger Hauptbahnhof. In großen Bahnhöfen sammle die Bahn „mit einem sehr hohen logistischen Aufwand“ Papier, Glas, Verpackungen und Restmüll in unterschiedlichen Behältern. „Leider müssen wir sehr häufig feststellen, dass die so angebotene Möglichkeit zur Mülltrennung eher selten konsequent genutzt wird.“ Daher bitte sie um Verständnis, „dass wir Ihre Idee bei den Erfahrungen, die wir sammeln mussten, für nicht praktikabel halten“.
Auch Leser Holger Dierks hat der Bahn im Namen seiner Familie – allesamt Bahncard-Inhaber – geschrieben. „Wir möchten sehr deutlich darauf hinweisen, dass wir uns noch nie durch Pfandsammler gestört fühlten.“ Eine Antwort steht aus.
Text: Ulrich Jonas
Foto: Mauricio Bustamante