Hinz&Künztler Erich Heeder schreibt an Politiker. Und erwartet Antworten – mit Erfolg.
Erich Heeder nervt. Das sagt er von sich selbst. Aber er sagt es mit einem Grinsen. Ein bisschen stolz ist er schon.
Erich Heeder schreibt an Politiker. Das macht er schon seit 17 Jahren. (Er hat sogar schon ein Buch mit seiner politischen Korrespondenz veröffentlicht siehe unten). Und die Abgeordneten antworten dem Hinz&Kunzt-Verkäufer. Es sind keine generellen Unzufriedenheitsschreiben, sondern Heeder überlegt sich: „Welches Thema ist gerade akut?“ Dann sucht er sich die entsprechenden Ansprechpartner für Soziales, Wohnungsbau oder Stadtentwicklung der einzelnen Parteien raus und schreibt sie persönlich per E-Mail an.
In seinem jüngsten Brief wollte er von Vertretern von CDU, SPD, GAL und Linken wissen: „Wird es denn nun für Menschen in Hamburg besser, die eine Wohnung suchen?“ Dabei beweist er Sachverstand und Expertise. Das Erich Heeder es ernst meint, scheinen die Angeschriebenen zu merken – und antworten in persönlichen Schreiben.
„Das ist gut und richtig so“, findet Erich Heeder. „Schließlich habe ich ja auch genug genervt“
Und wenn er keine Antwort bekommt? „Dann hake ich nach – auch persönlich.“ Erich Heeder besucht häufig Podiumsdiskussionen und ähnliche politische Veranstaltung, wo er seine Ansprechpartner trifft. Er hat keine Scheu, auf sie zuzugehen und anzusprechen. „Wir sind doch deren Arbeitgeber. Da erwarte ich, dass ich Antworten kriege.“
Wenn auf Veranstaltungen zu viel diskutiert und nichts beschlossen wird, bleibt er weg. „Ich will Ergebnisse sehen.“
Wenn etwa ein Bürgerschaftsabgeordneter auf eine politische Minderheit verweist, lässt Heeder das nicht gelten: In der Minderheit, findet er, ist nicht, wer im Parlament zu wenig Stimmen zusammen bekommt, sondern wer versucht, gegen den Wunsch der Bürger zu handeln.
Dass Bürgerengagement funktioniert, weiß er aus seiner langjährigen Mitarbeit beim Sanierungsbeirat Mümmelmannsberg. Seit 1988 setzt er sich dort für seinen Stadtteil ein – und hat erlebt, dass politische Arbeit wirkt. Gerade auf kleinster Ebene: „Wer im Stadtteil lebt, kennt ihn am besten. Wer sich einsetzt, Zeit und Mühe investiert, muss auch gehört werden. Andererseits: Wer sich nicht einbringt, brauche auch nicht schimpfen darüber was „die da oben“ anstellen.
Trotzdem: „In einer sozialen Stadt sollten Bürger nicht immer kämpfen müssen, um beteilgt zu werden.“
„Es ist schön, wenn man von den Gewählten in der Entwicklung mitgenommen wird.“ Nur manchmal müsste man die Gewählten eben daran erinnern, dass sie das auch machen.
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