130 Obdachlose haben Diakonie, Hinz&Kunzt und Alimaus von Dezember bis Mitte Mai in Hotels untergebracht. Viele haben in der Zeit Wohnung und Arbeit gefunden.
530.000 Euro Spedengelder machten es möglich: 130 obdachlose Menschen lebten von Dezember bis Mai in Hamburger Hotels, wo sie sich vor Kälte und Corona schützen konnten. Im Mai, nachdem alle Hotelgäste ein Impfangebot bekommen hatten, beendeten Diakonie, Hinz&Kunzt und die Tagesaufenthaltsstätte Alimaus ihr Projekt.
Jetzt zogen die Organisationen Bilanz – und die fällt durchweg positiv aus. Die Menschen hätten sich in ihren Einzelzimmern psychisch und physisch erholt und seien für weitere Hilfsangebote nun zugänglicher, heißt es in einer gemeinsamen Mitteilung. Dort ist die Rede von „erstaunlichen Stabilisierungen und Entwicklungen“ bei den Obdachlosen, die in den vergangenen Monaten von Sozialarbeiter:innen betreut worden waren. Mindestens zehn von ihnen hätten inzwischen eine Arbeit aufgenommen, mindestens 15 eine Wohnung gefunden.
„Wir konnten Menschen erreichen, die sonst durch das Raster der städtischen Angebote fallen.“– Dirk Ahrens, Diakonie
„Ich finde es immer wieder erstaunlich, wie schnell sich Wohnungslose stabilisieren und gesunden, sobald sie ein selbstbestimmtes Leben führen dürfen“, sagte Hinz&Kunzt-Sozialarbeiter Stephan Karrenbauer. „Viele konnten es sich zum ersten Mal seit Jahren wieder leisten, an ein Morgen zu denken.“
Für Dirk Ahrens, Landespastor der Diakonie und Herausgeber von Hinz&Kunzt, hat das Projekt gezeigt, dass Einzelunterbringung von Wohnungslosen funktioniert. „Sie ist weder besonders kosten- noch personalintensiv und gelingt dank guter sozialarbeiterischer Betreuung“, sagte Ahrens. „Wir konnten Menschen erreichen, die sonst durch das Raster der städtischen Angebote fallen.“
Hoffen auf „Housing First“
Trotz zahlreicher Proteste hatte sich die Stadt im Coronawinter geweigert, Obdachlose in Hotels unterzubringen. Erst im Januar eröffnete sie eine Unterkunft mit Einzelzimmern für diejenigen, die die städtischen Großunterkünfte des Winternotprogramms meiden. Dort schliefen zuletzt 62 Menschen. Gerade während der Pandemie machten viele Obdachlose einen großen Bogen um die Einrichtungen, in denen hunderte Menschen in Mehrbettzimmern untergebracht werden.
Auch, wenn Hinz&Kunzt die neue Einzelzimmerunterkunft als „Schritt in die richtige Richtung“ bezeichnete: Ein wirklich Paradigmenwechsel war damit noch nicht verbunden. Den erhoffen sich Expert:innen aus der Wohnungslosenhilfe vom „Housing First“-Modellprojekt, das voraussichtlich im kommenden Jahr starten wird. Bei diesem Ansatz bekommen Obdachlose eine Wohnung, ohne viele Vorbedingungen dafür erfüllen zu müssen.
Eine eigene Wohnung sei eine noch bessere und nachhaltigere Voraussetzung für soziale Stabilisierung als ein Hotelzimmer, betont Landespastor Ahrens: „Deshalb begrüßen wir es nachdrücklich, dass nun die Regierungsfraktionen mit einem Modellprojekt den Housing-First-Ansatz in Hamburg starten.“ Geplant sind zunächst allerdings nur 30 Wohnungen – bei wohl mehr als 2000 Obdachlosen in der Stadt.