Gemeinsam gegen Dumpinglöhne: Unter diesem Motto präsentierten der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) und die Beratungsstelle Arbeitnehmerfreizügigkeit im Mai vergangenen Jahres eine Plakataktion. Die mehrsprachig verfassten DIN-A2-großen Plakate würden bald „flächendeckend“ in Hamburgs Hotels hängen und die oft aus anderen Ländern kommenden Reinigungskräfte über ihre Lohnansprüche und Rechte aufklären, hieß es damals.
(aus Hinz&Kunzt 263/Januar 2015)
1000 Plakate
wurden gedruckt. Aber nur 20 hängen acht Monate später aus, der Rest stapelt sich in Kisten, so Rüdiger Winter von der Beratungsstelle Arbeitnehmerfreizügigkeit auf Nachfrage von Hinz&Kunzt. Das Problem aus seiner Sicht: Die Berater wollen das Verteilen der Plakate gerne mit Informationsveranstaltungen in Hotels verbinden – vor allem in jenen, von denen sie wissen, dass dort in der Vergangenheit Dumpinglöhne gezahlt worden sind. Das jedoch lehnen die Hotelbetreiber ab – wenn sie überhaupt auf entsprechende Anfragen reagieren. Und der Dehoga präsentierte laut Winter bislang nur eine Liste mit Vorzeige-Hotels, die einem Besuch der Berater offen gegenüberstehen.
Der Hotel- und Gaststättenverband verwies darauf, dass seine Macht begrenzt sei: „Ich kann nicht für die Beratungsstelle Termine in Hotels vereinbaren“, so Geschäftsführerin Ulrike von Albedyll. Sie werde in den kommenden Wochen erneut alle Hamburger Hotels anschreiben und bitten, die Berater bei ihrer Aufklärungsarbeit zu unterstützen und Plakate aufzuhängen. „40 habe ich bestimmt schon verteilt.“
Hinz&Kunzt hat seit 2007 in drei Hotelreports aufgezeigt, wie Reinigungskräfte in manchen Hamburger Hotels systematisch ausgebeutet werden. Das gilt offenbar bis heute: 600Zimmermädchen haben allein in den vergangenen beiden Jahren Hilfe bei der Beratungsstelle Arbeitnehmerfreizügigkeit gesucht, weil sie um Lohn betrogen wurden – in der Regel von Subunternehmern, die die Hotels beauftragt haben, um Geld zu sparen.
Text: Ulrich Jonas