Am Samstag eröffnet die Stadt das bislang größte Winternotprogramm. Diese Hilfe ist notwendig, weil das reguläre Unterkunftssystem verstopft ist: 4856 der 12.809 Bewohner haben eigentlich Anrecht auf eine eigene Wohnung und könnten die städtischen Einrichtungen verlassen. Doch nicht nur private Wohnungsunternehmen, sondern auch die städtische Saga/GWG bieten viel zu wenige günstige Wohnungen an. „Wohnungslose bleiben ein bisschen auf der Strecke“, räumt Sozialsenator Detlef Scheele (SPD) im Videointerview ein.
Das Unterkunftssystem steht vor dem Kollaps. Das hat das Straßenmagazin Hinz&Kunzt in einer aufwändigen Multimedia-Reportage herausgearbeitet. Ab sofort können Sie die Reportage „Meine Platte, mein Zelt, mein Container“ abrufen unter:
www.hinzundkunzt.de/platte-zelt-container
In den öffentlichen Unterkünften herrscht Stau. 4856 der 12.809 Unterkunftsbewohner haben Anrecht auf eine eigene Wohnung und könnten die städtischen Einrichtungen eigentlich verlassen. Schon bevor die Flüchtlingszahlen anstiegen, waren die Einrichtungen überfüllt. Jetzt errichtet die Stadt zahlreiche Notunterkünfte. Aber: „Alles, was wir zurzeit an Unterbringungskapazitäten schaffen, schaffen wir, um Flüchtlingen Obdach zu geben“, sagt Detlef Scheele im Video-Interview.
Das ist nicht nur notwendig, sondern auch richtig. Aber mit gleichem Elan muss auch Obdachlosen geholfen werden. „Obdachlose und Flüchtlinge haben die gleichen Rechte. Sie müssen gleichermaßen untergebracht werden“, sagt der Leiter des Fachbereichs Armut und Migration, Dirk Hauer. Denn das System der öffentlichen Unterbringung funktioniert nicht mehr. „Einem Obdachlosen einen Unterkunftsplatz, geschweige denn eine Wohnung zu vermitteln, ist wie ein Sechser im Lotto“, sagt Hinz&Kunzt-Sozialarbeiter Stephan Karrenbauer.
Insbesondere private Wohnungsunternehmen nehmen immer weniger Wohnungslose und Flüchtlinge aus den Unterkünften auf. 2007 hatten sie noch 946 Unterkunftsbewohnern eine Wohnung vermittelt. 2013 waren es nur noch 536. Auch die Saga/GWG könnte mehr leisten: Nicht einmal jede zehnte neu vermietete Wohnung geht an Wohnungslose, zeigt die Reportage.
Wege aus der Krise. Sozialsenator Detlef Scheele (SPD) sagt im Hinz&Kunzt-Videointerview, die Stadt habe derzeit keine weiteren Möglichkeiten, das Problem zu lösen. Experten kommen in der Multimedia-Reportage zu anderen Einschätzungen. „Es geht darum, dass die Türen am Wohnungsmarkt geöffnet werden“, sagt Dirk Hauer von der Diakonie. Die Saga/GWG sollte jede zweite Neuvermietung für Wohnungslose und Menschen mit Dringlichkeitsschein reservieren. Stadtsoziologe Andrej Holm schlägt vor, dass die Stadt Fördergelder nur noch für den kommunalen Wohnungsbau ausgeben soll: „Wer eine soziale Wohnungsversorgung will, muss sie jenseits des Marktes organisieren.“
Außerdem in der Multimedia-Reportage: Karten zu Hamburgs Unterkunftssystem und bekannten Leerständen, sowie zahlreiche Video-Interviews und anschauliche Infografiken.
Bei Rückfragen zum Projekt und den Inhalten der Reportage wenden Sie sich an die Redakteure Benjamin Laufer und Jonas Füllner unter 040/32108311.