Was bekommen die Frauen und Männer, die Hotelzimmer putzen, eigentlich für ihre harte Arbeit? Wir haben für unseren 4. Hotelreport in der August-Ausgabe erneut mit Reinigungskräften gesprochen – und eine große Umfrage unter Hoteliers durchgeführt.
2,46 Euro die Stunde: Mit diesem Hungerlohn wurde das Zimmermädchen Antonia im Jahr 2007 abgespeist. Die junge Frau hatte in einem Hamburger Fünf-Sterne-Hotel geputzt – als Angestellte eines Dienstleisters, der mit der Reinigung der Zimmer beauftragt war. An die Öffentlichkeit ging Antonia erst, als sie ihren Job verloren hatte – und sorgte so für einen Aufschrei der Empörung.
Schnell beteuerte der Hotelbetreiber seine Unschuld: Gewusst habe er davon nichts. Und verantwortlich sei ausschließlich der Dienstleister. Im Übrigen habe das Hotel sich die korrekte Bezahlung der Reinigungsleute vertraglich zusichern lassen – mehr könne ein Hotelier nicht tun.
Es waren Sätze wie diese, die uns dazu brachten, den Spieß umzudrehen. Denn wie kann es sein, dass ein Hotelier sich für die Löhne der Zimmermädchen nicht verantwortlich fühlt – wo doch nahezu jeder Gast glaubt, die Putzleute seien Angestellte des Hotels?
Wir fragten also Hotelbetreiber, wie sie dafür sorgen, dass ihre Reinigungskräfte korrekt bezahlt und behandelt werden. Das Ergebnis waren drei Hinz&Kunzt-Hotelreporte (der letzte erschien 2011), die zeigten: Vielen Hotels war die korrekte Bezahlung ihrer Zimmermädchen schon damals ein wichtiges Anliegen. In anderen Häusern hingegen wurden auch nach 2007 unanständige Löhne bezahlt – in der Regel von Subunternehmern der Hotelbetreiber.
Zwölf Jahre nach dem Fall Antonia wollten wir nun erneut wissen: Was verdienen Zimmermädchen in Hamburger Hotels heute? Und ist es möglich, dass manche weiterhin nur Dumpinglöhne bezahlt bekommen? Das Ergebnis unserer Recherchen präsentieren wir Ihnen in unserer August-Ausgabe.
Die gute Nachricht ist: Erneut haben uns viele Hoteliers bereitwillig Auskunft erteilt. Manche haben uns sogar eingeladen, mit ihren Zimmermädchen zu sprechen. Sie sind stolz darauf, die Menschen, die für sie putzen, auf ihrer eigenen Gehaltsliste zu führen und sie gut zu bezahlen. Reinigungskräfte, Hausdamen und Direktoren aus solchen Häusern haben wir mit kurzen Statements ins Bild gesetzt – weil sie für uns Vorbilder sind. Ihre Beispiele zeigen: Werden die Menschen, die die Zimmer säubern, anständig behandelt, ist das nicht nur gut für die Putzleute, sondern auch für die Hotels.
„Betroffene haben viel Angst und wenig Alternativen.“– Ulrich Jonas
Es gibt aber auch eine schlechte Nachricht: In manchen Hamburger Hotels bekommen Reinigungskräfte weiterhin nicht den Lohn bezahlt, der ihnen gesetzlich zusteht – trotz Mindestlohn, trotz Zollkontrollen. Wie das sein kann, lesen Sie im Magazin ab Seite 24.
In der August-Ausgabe
Vielleicht wundern Sie sich, dass Menschen sich heute noch ausbeuten lassen – und die Öffentlichkeit davon in der Regel nichts erfährt. Doch haben Betroffene viel Angst und wenig Alternativen, wie der (anonyme) Bericht eines Zimmermädchens verdeutlicht. Ein weiteres Problem: Selbst wenn Ausgebeutete tatsächlich mal klagen, ändert sich am grundsätzlichen Problem wenig, wie ein Rechtsanwalt im Interview erklärt.
Erneut haben wir eigene Sterne verteilt an die Hamburger Hotels, die sich an unserer Umfrage beteiligt haben – was uns manchmal schwer fiel. Unser neuer Report zeigt: Gewiss ist eine korrekte Bezahlung von Zimmermädchen in vielen Häusern noch nicht – leider.