Mit mehr als 10.000 Pfeifen können die Orgeln im Michel die Hauptkirche beben lassen. Wie aufregend das ist, zeigten die beiden Kirchenmusikdirektoren Christoph Schoener und Manuel Gera bei einem Konzert zugunsten von Hinz&Kunzt.
Die Monumentalität, das Gold, die Weite!“ Als Christoph Schoener zum ersten Mal den Michel betrat, blieb dem heute 65-Jährigen die Luft weg. Seit mehr als 20 Jahren ist die Orgelempore jetzt schon der Arbeitsplatz des Kirchenmusikdirektors.
Mit den Jahren ist die Hauptkirche für ihn jeden Tag ein bisschen kleiner geworden, sagt er, „das macht die Gewöhnung.“ Mittlerweile findet er den Michel ganz kuschelig, fast wie ein Wohnzimmer, „deshalb lieben ihn die Hamburger so“.
Doch nicht für alle ist der Zugang zur Orgelmusik einfach. „Viele erleben die Orgel nur im Gottesdienstrahmen, und das ist nicht immer von Erfolg gekrönt“, formuliert er vorsichtig – den Musikern in den Gemeinden will er nicht zu nahe treten. Wie sein Kollege Manuel Gera möchte er die Hemmschwelle vor dem Instrument senken.
Orgeln erklären auf unterhaltsame Art
Bei ihren Erklärkonzerten bringen die beiden Musiker ihren Zuhörern die Besonderheiten der Michelorgeln auf unterhaltsame Weise nah – auch beim Sonderkonzert „Hinz&Orgelkunzt“. Das Benefizkonzert ist ein echter Hamburger Gipfel.
Die beiden Orgel-Koryphäen des Hamburger Wahrzeichens haben sich für Komponisten entschieden, die alle einen Bezug zu Hamburg haben: Stücke von Felix Mendelssohn Bartholdy, Carl Philipp Emanuel Bach, Johannes Brahms und Johann Sebastian Bach werden auf den Orgeln des Michel zu hören sein.
Sechs der imposanten Instrumente sind im Michel verteilt. Vier davon sind im Kirchenraum zu hören, eine steht unten in der Krypta und eine weitere ist mobil dort einzusetzen, wo sie gerade benötigt wird.
Der dickste Brummer steht gleich über dem Hauptportal. Die Große Orgel hat 6697 Pfeifen zu bieten und ein Glockenspiel, das sie besonders festlich klingen lässt, vor allem zu Weihnachten kommt das sehr gut an.
Pfeifenklang wie eine Nachtigall
Die Konzertorgel auf der Nordempore (links vom Eingang) ist die älteste. 1914 gebaut, wurde sie in den Hamburger Bombennächten des Zweiten Weltkriegs schwer beschädigt. Nach der Sanierung klingt sie heute wieder so romantisch wie damals. In der kleinen Carl-Philipp-Emanuel-Bach-Orgel gegenüber auf der Südempore hat sich ein Vogel versteckt: Eine der Pfeifen klingt wie der Ruf einer Nachtigall.
„Erwachsene haben vor Freude geweint.“– Manuel Gera
Die vierte Orgel, das Fernwerk, ist nur zu hören, aber nicht zu sehen, denn sie steht auf dem Dachboden. Über einen 20 Meter langen Schallkanal auf dem Dachboden werden ihre zarten Töne zu einem Schallloch an der Kirchendecke geführt. Doch das Fernwerk kann es auch im Michel regnen lassen – beinahe jedenfalls: Es verfügt über eine Trommel mit Kieselsteinen. Wenn man diese in Gang setzt, klingt es wie prasselnder Regen.
Hinz&OrgelKunzt
Vor allem Kinder sind fasziniert, wenn sich die bunte Welt der Orgeln im Michel entfaltet. Schreck und Freude liegen dicht beieinander, wenn es dabei so richtig laut wird. „Bei uns im Michel waren bestimmt schon 10.000 Kinder“, erzählt Manuel Gera.
In seinen Kinderkonzerten nimmt eine ellenlange bunte Strickwurst, der Orgelwurm Willibald, den Kleinen mit kessen Sprüchen und großer Klappe schnell die Befangenheit. So manche große Liebe zur Musik ist hier geweckt worden, wenn die Kinder selbst am Zentralspieltisch auf der Empore den ganzen Kirchenraum zum Klingen bringen dürfen. „Aber auch Erwachsene haben bei dem Erlebnis schon vor Freude geweint“, sagt der 55-Jährige.
Was macht für ihn selbst die Faszination des Instrumentes Orgel aus? Da muss Manuel Gera nicht lange überlegen. „Beim Spielen tritt man aus sich selbst heraus, man nähert sich einer anderen Kraft“, sagt er. „Der Klang entsteht im Raum und löst sich von meiner Handlung. Dieses Erlebnis ist ganz wunderbar.“
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