Die Künstlergruppe KiK aus dem Klinikum Nord unterstützt Hinz&Kunzt
(aus Hinz&Kunzt 151/September 2005)
Natürlich ein Künstler. Ein Blick auf Rolf Becker reicht, um sofort zu wissen, wie er seine Zeit verbringt. Die Baskenmütze, die das halblangen Haar bändigt, das Hemd etwas nachlässig geknöpft, dazu der Vollbart – klar, dass so einer nicht hinter einem Bankschalter zu finden ist. Der 49-Jährige malt in Öl auf Leinwand, die Motive findet er in seiner Erinnerung. Italienische Dörfer aus längst vergangenen Urlauben zum Beispiel.
Marco Bethge malt mit Schwarzlichtfarben oder mit Airbrush-Technik im Graffitti-Stil. Und Michael Kovaljesko macht Skulpturen menschlicher Körper, mal dick, mal muskulös.
Die Künstlergruppe KiK besteht aus 16 Künstlern, jeder hat seine eigene Stilrichtung. Es gibt nur eine Gemeinsamkeit: Alle haben eine psychische Erkrankung durchlebt. Denn KiK steht für „Kunst im Krankenhaus“, die Künstler treffen sich in einem leer stehenden Gebäude auf dem Gelände des Klinikum Nord.
KiK gibt es seit 1998, auf Initiative von Kunst- und Gestaltungstherapeut Horst Thalmaier und Manfred Voepel, Leiter des Sozialdienstes. Seither profitiert nicht zuletzt das Klinikum von seinen Künstlern, die es mittlerweile auf 23 Ausstellungen gebracht haben: „In der Öffentlichkeit werden psychisch Kranke entweder als Bedauernswert oder als nicht berechenbar gesehen. Wir zeigen, dass psychisch Kranke zu erstaunlichen Leistungen in der Lage sind“, präzisiert Manfred Voepel.
Aber hat das Malen auch therapeutische Wirkung? „Wenn ich male, habe ich das Gefühl, die Schutzmauern, die in der Therapie eingerissen wurden, wieder aufzubauen“, so Suzana Darmati, die sich selbst in verschiedenen Rollen malt. Kunst als Mittel gegen die Verletzlichkeit. Andere genießen vor allem die Gemeinschaft, denn viele Menschen mit psychischen Erkrankungen sind von Vereinsamung bedroht. Und alle genießen es, auf Ausstellungen mit den Betrachtern der Bilder ins Gespräch zu kommen. Robert Duckmann, der schon lange mit dabei ist und von den anderen anerkennend „Käpt’n“ genannt wird: „Durch die Bilder haben wir ein Thema – es ist kein Abstand mehr zwischen uns.“ So kann das Stigma „psychisch krank“ überwunden werden.
Die Kunst von KiK hilft jetzt auch Hinz&Kunzt: Die Künstlergruppe versteigert einige Werke zugunsten des Straßenmagazins. Auf die Idee kam Lenka Silerova, Mitkoordinatorin des Projekts vom Klinikum Nord: „Hinz&Kunzt spricht so unterschiedliche Menschen an“, so Lenka Silerova, „da dachten wir: Das passt gut zu uns.“ Außerdem organisiert der Sozialdienst des Klinikums Nord seit langem die aufsuchende Psychatrie für Wohnungslose.
Marc-André Rüssau
Am 14. September findet im Landgericht Hamburg, Sievekingplatz 2, ab 14 Uhr die Vernissage der Kunstwerke statt, die KiK für Hinz&Kunzt und das Hamburger Spendenparlament versteigert. Die Auktion findet letzten Ausstellungstag am 31. Oktober ab 15 Uhr statt.