Hauptbahnhof :
Hilfe für Suchtkranke statt Hotelbau

Das Bürogebäude in der Repsoldstraße 27 stand seit mehreren Jahren bereits leer. Foto: JOF

In unmittelbarer Nähe zum Hauptbahnhof hat die Stadt ein leer stehendes Bürohaus gekauft. Dort sollen bis Ende des Jahres „Schutz- und Beratungsangebote“ für suchtkranke und obdachlose Menschen entstehen.

Hinz&Kunzt Randnotizen

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Auf seiner Homepage präsentiert ein in der Nähe von Berlin ansässiger Immobilienentwickler noch immer den Entwurf für ein prächtiges Hotel in der Repsoldstraße. Diese bereits 2019 dem Bezirk vorgestellten Pläne sind jetzt allerdings endgültig passé: Statt Tourist:innen werden unter dieser Adresse künftig suchtkranke und obdachlose Menschen übernachten und sich aufhalten. Über den Ankauf des seit Jahren leer stehenden Gebäudes durch den städtischen Unterkunftsbetreiber Fördern & Wohnen freut sich auch Sozialsenatorin Melanie Schlotzhauer (SPD): „In Kombination mit weiteren Angeboten der Sozial- und Gesundheitsberatung haben wir so die Chance, lebenslagenstabilisierend zu arbeiten und den Menschen die Hilfe zukommen zu lassen, die sie individuell benötigen.“

Dass die Hilfsangebote für Suchtkranke und Obdachlose rund um den Hauptbahnhof nicht mehr ausreichen, war zuletzt immer wieder Thema in den Medien. Während die Innenbehörde mit mehr Kontrollen und schärferen Gesetzen eher auf eine Verdrängung der Probleme setzt, bemüht sich die Sozialbehörde in Zusammenarbeit mit dem Bezirk um neue Hilfsangebote. Bislang fehlte für die Suchtkranken allerdings ein geschützter Ort zum Verweilen am Tag und mit Schlafmöglichkeiten für die Nacht.

Das soll sich mit dem Ankauf der Immobilie nur wenige Meter entfernt vom Drogenkonsumraum Drob Inn jetzt ändern. Laut Pressemitteilung der Behörde sollen dort künftig „Beschäftigungs- und Arbeitsangebote eine Tagesstruktur bieten“. Darüber hinaus werde für „Frauen in prekären Lebenslagen ein separierter Bereich entstehen“.

Senatorin Schlotzhauer bezeichnete den Ankauf der Immobilie als „Meilenstein“. Kein Wunder, schließlich hatte die Privatisierung mehrerer zentral gelegener Immobilien Mitte der 2000er-Jahre durch den damaligen CDU-Senat Rot-Grün mehrfach in die Bredouille gebracht: Soziale Projekte wie die Bahnhofsmission, der Stützpunkt für Obdachlose und das Straßenkinderprojekt Kids mussten in der Folge monatelang nach neuen Flächen suchen. „Dass die Behörde ein Gebäude in der Innenstadt gekauft hat, ist ein gutes Zeichen“, sagt auch Hinz&Kunzt-Geschäftsführer Jörn Sturm. „Vor allem Übernachtungsmöglichkeiten sind angesichts der Verelendung der Menschen auf der Straße bitter nötig.“

 

Autor:in
Jonas Füllner
Jonas Füllner
Seit 2013 bei Hinz&Kunzt - erst als Volontär und inzwischen als angestellter Redakteur.

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