Hallo! Ich heiße Pennie.

Mein Herrchen hat mir diesen Namen gegeben. Da war ich noch ganz klein: ein Welpe. Ich mag meinen Namen. Dabei habe ich ihn eigentlich aus Versehen bekommen. Und das kam so:

Das ist Pennie. Illustration: Stefan Bachmann

Mein Herrchen ist obdachlos. Das bedeutet: Er hat kein Zuhause, so wie du es kennst. Du wohnst ja bestimmt in einer Wohnung, vielleicht sogar in einem Haus. Du kannst die Wohnungstür hinter dir zumachen, du kannst sie sogar abschließen, und kein fremder Mensch kann einfach so ­hereinkommen. Wahrscheinlich hast du auch ein eigenes Zimmer für dich allein oder zusammen mit einer Schwester oder einem Bruder, und dadrin steht dein Bett. Wenn es draußen kalt ist, macht ihr die Heizung an, und du kannst dich ­einkuscheln. Und wenn es ­regnet, kannst du drinnen spielen.

All das kann mein Herrchen nicht. Er lebt auf der Straße. Da schläft er auch, in ­einem Schlafsack, den er abends auf dem Boden ausrollt. Wobei man ja gar nicht auf der Straße schlafen kann. Da fahren schließlich Autos, das ist viel zu gefährlich. Man sagt das aber so.

In Wirklichkeit schlafen Obdachlose eher auf dem Bürgersteig. Oder in ­Fußgängerzonen, in Häusereingängen oder unter Brücken. Überall dort, wo sie etwas geschützter sind vor Wind und Wetter. Ich begleite mein Herrchen ­immer dabei.

Manche Menschen mögen Obdach­lose nicht. Sie mögen auch mein Herrchen nicht, dabei ist er total lieb. Aber er sieht natürlich manchmal ein bisschen schmutzig aus. Denn wer auf der Straße schläft, hat auch kein Badezimmer und erst recht keine Waschmaschine und keinen Kleiderschrank mit vielen frisch gewaschenen Anziehsachen.

Eines Tages kamen Menschen an unserem Schlafplatz vorbei. Mein Herrchen hatte einen Becher neben seinen Schlafsack gestellt und gehofft, dass Leute ihm ein wenig Geld schenken. Manche Leute sind sehr nett und machen das auch, obwohl natürlich niemand etwas verschenken muss. Schenken ist ja immer freiwillig. Aber diese Menschen haben gesagt: „Hau ab, du Penner!“

Penner ist eine Beleidigung für obdachlose Menschen. Das Wort „pennen“ ­bedeutet so was wie schlafen. Und wenn man jemanden Penner nennt, dann tut man so, als würde der Mensch den ­ganzen Tag nur herumliegen. Das stimmt aber gar nicht. Mein Herrchen jedenfalls schläft meistens sehr schlecht, weil er eben kein Bett hat. Weil er kein Dach über dem Kopf hat und er nie weiß, wer sich unserem Schlafplatz nähert und ob der etwas Böses im Sinn hat. Zum Glück bin ich ja da und passe auf mein Herrchen auf! Inzwischen bin ich dafür alt genug.

Damals aber war mein Herrchen ­traurig, weil die Menschen ihn als Penner beschimpft haben! Aber ich habe ihn aufgemuntert. Ich habe ihn angestupst und mit dem Schwanz ge­wedelt und lustige Geräusche gemacht, wie Hundewelpen das so machen, und ich bin gehüpft. Da hat mein Herrchen gelacht und gesagt: „Wenn ich der große Penner bin, dann bist du mein kleiner Pennie.“ So bin ich zu meinem Namen gekommen. Das weißt du jetzt also schon mal.

Vieles andere über Obdachlose, wie sie leben und wie man ihnen helfen kann, erfährst du auf den nächsten Seiten. Geschichten, in denen kein obdachloser Mensch vorkommt, findest du natürlich auch. Und spannende
Rätsel kannst du auch lösen. Ich begleite dich dabei, wenn du willst. Kommst du mit?

Dein Pennie

Das lütte Straßenmagazin könnt ihr bei den Verkäuferinnen und Verkäufern von Hinz&Kunzt kaufen.