Sozialbehörde und Bezirk Mitte reagieren auf die zunehmende Verelendung am Haupfbahnhof mit zusätzlicher Beratung, medizinischer Versorgung und Schlafplätzen für Obdachlose sowie einer Umgestaltung des August-Bebel-Parks.
Die am Mittwoch vorgestellten Maßnahmen von Sozialbehörde und Bezirksamt sollen parallel zu weiteren Verboten und Kontrollen beginnen, die von der Innenbehörde angekündigt worden waren. So wird ab dem 1. April zwischen dem Hauptbahnhof und dem ZOB zusätzlich zum Waffen- auch ein Alkoholverbot eingeführt. Die Sozialbehörde führt ab diesem Tag eine Koordinationsstelle für die verschiedenen Hilfsangebote im Bahnhofsbereich ein und überträgt diese Aufgabe dem Trägerverein der Bahnhofsmission.
Bislang standen Sozialarbeiter:innen vor dem Problem, dass sie den Betroffenen kaum Angebote machen konnten. Ab April bietet die Stadt in Niendorf erstmals Übergangswohnungen für Obdachlose an, wenn auch nur mit 16 Plätzen. Sechs Wochen lang können die Menschen dort zur Ruhe kommen. In dieser Zeit kümmern sich Sozialarbeiter:innen um die rechtlichen Ansprüche der Betroffenen und helfen ihnen bei der Vermittlung in regulären Wohnraum. Darüber hinaus stellt die Stadt weitere Sozialarbeiter:innen ein und bietet über eine Praxis regelmäßige kostenlose psychiatrische Sprechstunden an.
„Es ist richtig, dass die Obdachlosen rund um den Hauptbahnhof jetzt Hilfe bekommen, anstatt vertrieben zu werden.“– Jörn Sturm
„Es ist richtig, dass die Obdachlosen rund um den Hauptbahnhof jetzt Hilfe bekommen, anstatt durch ordnungspolitische Maßnahmen vertrieben zu werden“, kommentiert Hinz&Kunzt-Geschäftsführer Jörn Sturm. „Um das Elend zu beseitigen, wird es notwendig sein, Lösungen auch für diejenigen zu schaffen, die bisher keine Ansprüche haben.”
Vorplatz des Drob Inn wird umgestaltet
Der Bezirk wiederum wird den August-Bebel-Park umgestalten. Es handelt sich dabei um keinen Park im klassischen Sinn, sondern um den Vorplatz des Drogenkonsumraums Drob Inn. Neben einem Sichtschutz soll es Sitzgelegenheiten und Unterstellmöglichkeiten für die Drogenkranken geben. Weil zudem ein Teil des Platzes neu asphaltiert wird, entstehen laut Bezirksamt Kosten von rund 1,3 Millionen Euro.
Neben mehr Sozialarbeiter:innen und der Platzumgestaltung schickt die Stadt ab Mitte März auch „Sozialräumläufer“ in das Gebiet zwischen Hauptbahnhof und Drob Inn. Beauftragt werden voraussichtlich Mitarbeitende von Sicherheitsdiensten, die Wildpinkler ansprechen und auch dafür sorgen sollen, dass Drogen nicht auf der Straße konsumiert werden. Auch wenn die neuen Streifen keine hoheitlichen Aufgaben der Polizei übernehmen sollen, blickt Jörn Sturm von Hinz&Kunzt skeptisch auf diesen Teil der Maßnahmen und kündigt an, dass man deren Arbeit kritisch begleiten werde.