Der neue Eigentümer hat den Mietvertrag mit dem Harburg Huus gekündigt. Die Betreiber der Obdachlosen-Einrichtung sind enttäuscht und suchen jetzt nach neuen Räumlichkeiten.
Die Freude beim Deutschen Roten Kreuz (DRK) war groß, als man 2018 nach langer Suche endlich Räume für die erste Obdachlosenherberge südlich der Elbe fand und zugleich Spender für den Umbau des Gebäudes gewinnen konnte. Zwei Jahre später überwiegt der Frust. „Wir haben zum 15. April 2021 eine Kündigung vom neuen Eigentümer erhalten“, sagt DRK-Vorstand Harald Krüger. „Damit ist unser Projekt in Gefahr.“
Der Vorbesitzer hatte offenbar nicht mit offenen Karten gespielt, als Krüger den Vertrag unterzeichnete. Denn dem DRK war nicht bewusst, dass ein Verkauf der Immobilie geplant war. Inzwischen steht fest: Der alte Fabrikkomplex, in dem das Harburg Huus seinen Sitz hat, ging in diesem Jahr in den Besitz der Hamburger Entwicklungsgesellschaft urban space über, die dort etwa 200 Wohnungen und neues Gewerbe bauen will.
Urban-space-Geschäftsführer Andre Schmidt verwundert allerdings der Wirbel, den jetzt die Kündigung auslöste. Dem Roten Kreuz sei bekannt gewesen, dass es Veränderungen geben muss und bei der Kündigung handele es sich lediglich um einen formalen Schritt, um die Wohnungsbaupläne nicht zu gefährden, sagt Schmidt. „Wir sind an einer Lösung interessiert und bieten in einem Bestandsgebäude, das erhalten bleibt, Ersatzräume an und stellen dem DRK ansonsten einen Ausweichstandort in Harburg bereit.“
Dass zwischen urban space und dem DRK Gespräche stattfinden, bestätigt auch DRK-Vorstand Krüger. Allerdings klingt es aus seinem Munde längst nicht so einvernehmlich. Die Ersatzräume hätten keine geeignete Außenfläche und lägen gleich neben einer Kita Die Betreiber seien alles andere als begeistert, dass Obdachlose gleich nebenan einziehen sollen. Zudem bereiten Krüger die finanziellen Herausforderungen Sorgen: „Das Harburg Huus finanziert sich über Spenden und es gibt keine Garantie, dass wir für einen erneuten Umbau genug Gelder einwerben können.“
Krüger sieht deswegen den neuen Eigentümer in der Verantwortung, die Umbaukosten zu übernehmen. Weil eine Einigung aber in weiter Ferne sei, sucht das DRK jetzt vorsorglich selber nach Räumlichkeiten im Zentrum von Harburg und freut sich über Angebote von Gewerbeeigentümer*innen.