An zwei Standorten in Hamburg haben Anwohner:innen verhindert, dass in ihrer Nachbarschaft Geflüchtete und andere Wohnungslose leben: in den Nobelvierteln Harvestehude und Hochkamp.
Auf einem Parkplatz am S-Bahnhof Hochkamp wollte die Sozialbehörde einen „kleineren Standort“ mit etwa 150 Plätzen für Geflüchtete errichten, scheiterte jedoch Anfang April am Widerspruch eines örtlichen Vereins. Durch die sogenannte „Hochkamp-Klausel“ kann dieser Verein Bauvorhaben verhindern, um das Erscheinungsbild des Villenviertels zu erhalten. Was aus seiner Sicht gegen die geplante Unterkunft sprach, beantwortete der „Verein Hochkamp“ auf Hinz&Kunzt-Nachfrage nicht. Er zog allerdings den Unmut der SPD-Fraktion in der Bürgerschaft auf sich: Fraktionschef Dirk Kienscherf warf den Anwohner:innen „unhanseatisches Verhalten“ vor.
Unterkünfte in Hamburg „stark ausgelastet“
Zwar kommen derzeit weniger Geflüchtete als zuletzt in Hamburg an, die städtischen Unterkünfte für Geflüchtete und andere Wohnungslose seien mit 45.700 Menschen zu knapp 95 Prozent aber nach wie vor „stark ausgelastet“, teilt die Sozialbehörde mit (Stand: Februar 2025). Auch für Obdachlose mit Anspruch auf eine Unterkunft fehlen derzeit Plätze. Aufgrund andauernder Kriege und da teilweise bestehende Unterkünfte geschlossen werden müssten, suche die Stadt weiter nach neuen Standorten „in allen Stadtteilen Hamburgs“.

Geschlossen wird auch eine Unterkunft an der Harvestehuder Sophienterrasse. Dort waren seit 2016 bis zu 220 Menschen im ehemaligen Kreiswehrersatzamt untergebracht – obwohl Bebauungspläne dort eigentlich soziale Einrichtungen untersagten. Auf eine Klage von Anwohner:innen dagegen folgte damals der Vergleich mit der Stadt, dass die Unterkunft im September 2024 geschlossen werden musste.
Flüchtlingshilfe kritisiert Anwohner:innen
Zwar konnte die Sozialbehörde zunächst eine Verlängerung aushandeln, aber Ende Juni schließt die Einrichtung. Familien mit Schulkindern dürfen bis zu den Sommerferien bleiben, um Schulwechsel zu vermeiden. Das Gebäude soll abgerissen und laut Behörde mit Sozialwohnungen ersetz werden. Die Stadt unterstütze nun den Auszug der Bewohner:innen „perspektivisch auch in eigenen Wohnraum“, erklärte die Sozialbehörde.
Der Verein „Flüchtlingshilfe Harvestehude“ kritisierte die Anwohner:innen, „die anwaltlich vertreten offenbar so hart verhandelt haben, dass die Stadt sich genötigt sah, den überzogenen Forderungen eine Absage zu erteilen“. Gegenüber Hinz&Kunzt schreibt die Vorsitzende Hendrikje Blandow-Schlegel, dass die Unterkunft „völlig geräuschlos über die vergangenen acht Jahre sehr gut für die Geflüchteten und auch die Anwohner funktioniert hat.“