Segeberger Chaussee :
Happy End für Sile und Familie in Sicht

Schon bald wollen Sile, seine Mutter und Tochter sowie Siles Frau (nicht auf dem Bild) die Wohnung in der Segeberger Chaussee verlassen. Foto: Dmitrij Leltschuk

Für Sile und seine Familie ist es das Ende eines Martyriums. Endlich hält der junge Rumäne einen regulären Mietvertrag in der Hand. Seine Familie war zuvor auf einen Betrüger reingefallen.

Hinz&Kunzt Randnotizen

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Die vergangenen Wochen müssen sich für den jungen Rumänen wie ein Ritt durch die Hölle angefühlt haben. Nach langer Suche glaubte der 24-jährige Sile eine Wohnung gefunden zu haben. Möbliert für 850 Euro warm. In der Segeberger Chaussee an der Grenze zu Norderstedt.

Doch mit dem Einzug fingen für den Hinz&Kunzt-Verkäufer die Probleme an. Er war einem Betrüger aufgesessen. Der machte sich mit 4000 Euro – angeblich für Kaution und Courtage – aus dem Staub. Drei weitere Mietparteien waren betroffen von der Abzocke. Der tatsächliche Eigentümer wiederum wollte die neuen Bewohner loswerden und zettelte einen Kleinkrieg an. Er verlangte plötzlich absurde Mietzahlungen und drehte den Mietparteien tagsüber kurzerhand das Wasser ab. „Mir schmerzen die Arme, weil ich jeden Tag literweise Wasser nach Hause schleppe“, erzählt Sile. Die ganze Geschichte seines Albtraums finden Sie in unserer aktuellen Hinz&Kunzt-Ausgabe oder hier online.

Die Geschichte eines Albtraums
Betrug
Die Geschichte eines Albtraums

Die Familien wendeten sich Anfang Juni an Hinz&Kunzt. Wir haben die Betroffenen unterstützt und ihnen einen Anwalt an die Seite gestellt. Außerdem begleitete Hinz&Kunzt-Sozialarbeiterin Ana-Maria Iliusiu den Verkäufer zum Jobcenter, um Sozialleistungen zu beantragen. Sile hatte von Haus aus eine musikalische Ausbildung. Aber eine schwere Verletzung am Arm führte dazu, dass er den Arm nicht mehr für lange Zeit belasten kann. Er sucht aber jetzt nach einer Arbeit, die er leisten kann. Im Jobcenter wurde Sile wegen mangelnder Deutschkenntnisse jedoch unfreundlich abgewiesen. Erst beim zweiten Anlauf, nachdem  Hinz&Kunzt bei Pressestelle des Jobcenters nach den Gründen gefragt hatte, wurde sein Antrag angenommen: Plötzlich war der grimmige Sachbearbeiter sehr freundlich.

55 Quadratmeter für 770 Euro warm

Es sind für Sile kleine und mühsame Schritt, die notwendig sind, um sich in Deutschland langfristig eine Perspektive aufzubauen. Immerhin: Seine Frau hat längst eine Arbeit gefunden und ist dadurch sozialversichert. Die Suche nach Ersatzwohnungen gestaltet sich allerdings schwierig: Zwei Parteien wohnen weiterhin in der Segeberger Chaussee.

Aber Sile wurde fündig: Über einen Makler erhielt der Rumäne tatsächlich eine Wohnung. Mitten in Harburg, unweit des Phoenix-Viertels. 55 Quadratmeter für 770 Euro warm. Die Kosten für den Makler und die Kaution trägt Hinz&Kunzt, weil die Familie nach der Abzocke in der Segeberger Chausse hochverschuldet ist.

Die Wohnung hat aber einen kleinen Haken: Sie ist renovierungsbedürftig. Sile stopft Löcher, verputzt und streicht derzeit die Wände. Jeden Abend, wenn er mit dem Hinz&Kunzt-Verkauf fertig ist. Das kostet Zeit, vor allem aber Geld. Und Geld ist knapp, weil Sile all sein Erspartes dem Betrüger in die Hände drückte. Es erscheint unwahrscheinlich, dass er auch nur einen Cent davon jemals wieder sieht.

Sile sucht dringend Möbel

Aber dafür ist Sile nach der Renovierung stolzer Mieter in einem regulären Mietverhältnis. Der Hinz&Kunzt-Verkäufer freut sich schon auf den Umzug. Weg aus der Segeberger Chaussee, in der er es immer wieder Stress mit dem Eigentümer gibt.

Es wäre toll, wenn wir zumindest schon mal ein Bett hätten– Sile

Es gibt aber noch ein Problem: Die Familie steht komplett ohne Möbel da. Nur die neue Küche ist ausgestattet. Und aus der möblierten Einrichtung in der Segeberger Chaussee dürfen sie nichts mitnehmen. Im Internet hat Sile günstige oder gar kostenlose Kleinanzeigen entdeckt. „Für Selbstabholer“ steht unter den Angeboten, aber Sile besitzt keinen Führerschein. Er ist deswegen darauf angewiesen, dass ihm andere helfen und fragt bereits fleißig im Bekanntenkreis rum. „Es wäre toll, wenn wir zumindest schon mal ein Bett hätten“, sagt Sile. Nur das müsste ihm eigentlich jemand liefern.

Autor:in
Jonas Füllner
Jonas Füllner
Seit 2013 bei Hinz&Kunzt - erst als Volontär und inzwischen als angestellter Redakteur.

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