Nach Protesten von Sozialverbänden hat die Stadt Hannover am Mittwoch 65 Obdachlose in Hotels untergebracht. Sie sollen dort vor einer Coronainfektion geschützt werden – und Selbstvertrauen gewinnen, sagt Oberbürgermeister Belit Onay (Grüne).
65 Obdachlose haben am Mittwoch in Hannover ihre Zimmer in zwei Hotels bezogen. Sie waren während der Hochphase der Coronapandemie von der Stadt in Einzelzimmern einer Jugendherberge untergebracht worden – planmäßig bis zum Ende des Mietvertrages am 15. Juli. Ein Projekt, das auch die Stadt Hannover als Erfolg betrachtet: Zwölf Obdachlose hätten in Arbeit vermittelt werden können, 21 Bewohner*innen der Jugendherberge seien bereits in andere Unterkünfte umgezogen, heißt es in einer Mitteilung der Stadt. „Die Erfahrungen der vergangenen Wochen zeigen, wie wichtig das Angebot einer niedrigschwelligen, verlässlichen Hilfe für wohnungs- und obdachlose Menschen ist“, sagte Hannovers Sozialdezernentin Andrea Hanke. „Viele von ihnen konnten neue Perspektiven entwickeln, in diesem Rahmen ist es wichtig, ein vergleichbares Angebot zu erhalten.“
„Die Gruppe der wohnungslosen Menschen braucht einen besonderen Schutz.– Andreas Schubert, Caritas Hannover
Trotzdem drohte in dieser Woche das Aus. Caritas und Diakonie hatten im Auftrag der Stadt die Betreuung der Obdachlosen in der Jugendherberge übernommen – und angesichts des drohenden Projektendes Alarm geschlagen. „Covid 19 ist noch nicht vorbei“, sagte Andreas Schubert, Vorstand des örtlichen Caritasverbandes. „Die Gruppe der wohnungslosen Menschen braucht einen besonderen Schutz. Die Bedingungen, die seinerzeit zur Eröffnung der Jugendherberge führten, haben sich für die Menschen nicht verändert.“
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Wohlfahrtsverbände und Stadt arbeiten an „weiterführender Lösung“
Am Mittwoch gab die Stadt dann die Hotelunterbringung bekannt. „Wir sind sehr froh, dass wir den obdachlosen Menschen eine alternative Unterbringung anbieten können, in der sie die positiven Erfahrungen, die sie in der Jugendherberge gemacht haben, weiterführen können – Selbstvertrauen gewinnen, Beratung zur Unterstützung bei Wohnungs- und Arbeitssuche in Anspruch nehmen und vieles mehr“, sagte Belit Onay (Grüne), Oberbürgermeister von Hannover.

Auch die Wohlfahrtsverbände sind nun „glücklich und zufrieden“, wie Diakoniepastor Rainer Müller Brandes dem Evangelischen Pressedienst sagte. Gemeinsam mit Stadt und Region arbeite man bereits an einer „weiterführenden Lösung“, berichtet Müller Brandes: „Wenn das klappt, wäre dies ein Quantensprung für die Arbeit mit obdachlosen Menschen.“
In Hamburg ist das spendenfinanzierte Hotelprojekt Ende Juni ausgelaufen. Die Stadt wollte eine Unterbringung der 170 Menschen in Hotels nicht finanziell unterstützen. Weil die Obdachlosen dort nicht angemessen betreut werden könnten, lautete eine Begründung – obwohl Sozialarbeiter von Hinz&Kunzt, Diakonie, Caritas und anderen Trägern sich um die Menschen gekümmert hatten.