Medical Volunteers International :
Hamburger*innen helfen Geflüchteten in Moria

Geflüchtete warten auf der griechischen Insel Lesbos darauf, in das neu aufgebaute Lager eingelassen zu werden. Foto: Kai Wittstock

Während Politiker*innen noch um konkrete Hilfsangebote für die Geflüchteten aus dem griechischen Lager Moria ringen, bietet eine Hamburger Organisation weiterhin medizinische Hilfe für erkrankte Flüchtlinge vor Ort.

Hinz&Kunzt Randnotizen

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Die griechischen Behörden haben nach dem Brand im Flüchtlingslager Moria reagiert und ein neues Zeltlager für die rund 13.000 Geflüchteten errichtet. „Es herrschen zwar etwas bessere hygienische Verhältnisse“, sagt Kai Wittstock, Gründer der Hilfsorganisation Medical Volunteers International, gegenüber Hinz&Kunzt. Aber auch das neue Lager stieß bereits an seine Kapazitätsgrenzen. Erneut stünden die Zelte viel zu eng beieinander, beklagt er.

Seit Anfang September ist der Hamburger auf Lesbos und leistet mit seinem Team medizinische Hilfe für erkrankte Flüchtlinge im Lager. Die meisten hätten nach dem Brand auf schnelle Hilfe gehofft. „Jetzt ist der Frust groß“, sagt Wittstock. Die Bundesregierung hat zwar in Aussicht gestellt, 1500 Menschen aufzunehmen. Allerdings nur Familien, deren Asylanträge bereits geprüft wurden.

Unzureichende medizinische Versorgung

Freiwillige von Medical Volunteers International versorgen die obdachlos gewordenen Geflüchteten. Foto: Kai Wittstock

Die zögerliche Hilfsbereitschaft führt allerdings nicht nur zu Frust bei den Geflüchteten, sondern bereitet auch Wittstock große Sorgen. Inzwischen wurden mehr als 200 der insgesamt rund 13000 Geflüchteten positiv auf Covid-19 getestet. Die medizinische Lage vor Ort könnte sich somit weiter zuspitzen. „Morgen sind wir wieder im Hilfseinsatz mit unserem Team“, sagt Wittstock. „Aber niemand weiß, was in einer Woche ist.“ Zugleich kritisiert er den Umgang mit den Geflüchteten scharf: Die Behörden hätten Hilfsorganisationen daran gehindert, die Menschen auf der Straße mit Essen zu versorgen.

Seine größte Sorge ist allerdings aktuell nicht der Coronavirus oder jetzt schon bestehende Mängel in der Versorgung, sondern die allmählich sinkenden Temperaturen. „Ich frage mich, wie die Menschen den Winter überleben sollen“, sagt Wittstock.

Dabei ist die Bereitschaft zur Aufnahme in Deutschland vorhanden: Hamburg und zehn weitere Großstädte boten bereits ihre Hilfe an. Umsetzen wiederum könnte das Angebot in Hamburg die Caritas. „Durch unsere Erfahrungen und die gute Vernetzung in der Flüchtlingshilfe können wir sehr schnell Unterstützung mobilisieren, um diese Menschen nach ihrer Ankunft in Hamburg zu begleiten“, sagt Michael Edele, Landesleiter der Caritas in Hamburg. Diese Hilfsangebote scheitern bislang aber an der zögerlichen Aufnahmebereitschaft der Bundesregierung.

Autor:in
Jonas Füllner
Jonas Füllner
Studium der Germanistik und Sozialwissenschaft an der Universität Hamburg. Seit 2013 bei Hinz&Kunzt - erst als Volontär und inzwischen als angestellter Redakteur.

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