Nachdem sich der Mietmarkt in Hamburg in den vergangenen Jahren zu entspannen schien, gab es jetzt eine regelrechte Preisexplosion. Laut einer Untersuchung des Gymnasiums Ohmoor sind aktuell angebotene Wohnungen um 6,3 Prozent teurer als im Vorjahr.
Für durchschnittlich mehr als 17 Euro den Quadratmeter bieten Vermieter:innen ihre Wohnung derzeit in Ottensen, St. Pauli oder auch St. Georg an. In den sogenannten Szenestadtteilen mag man sich an derartige Rekordmieten gewöhnt haben. Aber auch im ehemaligen Arbeiter:innenstadtteil Barmbek werden bei Neuvermietungen auf dem freien Wohnungsmarkt inzwischen durchschnittlich 14,94 Euro pro Quadratmeter verlangt. Das geht aus einer Analyse von mehr als 8000 Datensätzen des Suchportals Immowelt hervor, die Schüler:innen des Gymnasiums Ohmoor im Frühjahr 2022 angefertigt haben.
Jahr für Jahr errechnen Schüler:innen der elften Klasse des Gymnasiums dabei auch die Durchschnittsmiete der Annoncen. Diese lag hamburgweit im Februar und März bei 14,25 Euro pro Quadratmeter. Das ist nach 13,40 Euro pro Quadratmeter im Vorjahr eine Steigerung von 6,3 Prozent.
Auffällig: Extreme Mietsteigerungen gibt es längst nicht mehr nur im Stadtzentrum, sondern auch in Barmbek, Billstedt und sogar südlich der Elbe in Harburg. Im Hamburger Umland wiederum kletterten die Angebotsmieten erstmals über die Grenze von durchschnittlich 10 Euro pro Quadratmeter.
Eigentlich soll der Mietenspiegel den Rahmen vorgeben, an dem sich Vermieter:innen bei der Festlegung ihrer Preise orientieren. Dessen Mittelwert liegt trotz aller Steigerungen der vergangenen Jahre immer noch bei 9,29 Euro pro Quadratmeter. Ganz offensichtlich nutzten viel zu viele Vermieter:innen die Not der Wohnungssuchenden aus und verlangten exorbitante Mieten, klagt der Mieterverein zu Hamburg. Seit vier Jahren bietet der Verein einen Online-Mietpreis-Check an. Ergebnis: Bei 88,8 Prozent der jährlich rund 1000 untersuchten Mietverträge lag ein Verstoß gegen die Mietpreisbremse vor. „Im Schnitt zahlen die Mieter:innen, die den Check durchgeführt haben, jeden Monat 279 Euro zu viel Miete“, sagt Vereinschef Rolf Bosse. „Die Mietpreisbremse hat als Instrument zu viele Ausnahmen und keine Sanktionsmöglichkeiten. Hier besteht dringender Handlungsbedarf.“