Auf dem Kleinen Grasbrook südlich der Elbe entsteht in den kommenden Jahren ein neuer Stadtteil mit Wohnungen für 6000 Menschen. Die Opposition übt Kritik an „Kungelei“ des Senats.
3000 Wohnungen mit Platz für 6000 Bewohner sollen womöglich schon ab 2022 auf dem Kleinen Grasbrook gegenüber der Hafencity entstehen. Ein Drittel der Wohnungen sollen Sozialwohnungen sein. Diese ambitionierten Pläne für das 46 Hektar große Areal hat Bürgermeister Olaf Scholz am Dienstagmittag der Öffentlichkeit vorgestellt.
Ursprünglich sollte auf dem Gelände eine Schwimmhalle für die Olympischen Spiele 2024 errichtet werden. Diese Pläne hatten die Hamburger jedoch im November 2015 durch ein Referendum gestoppt.
Knapp zwei Jahre später sind die Pläne der Stadt für den neuen Stadtteil bereits sehr konkret: Neben Wohnungen sollen in Grasbrook auch Büros, Gewerbegebäude, Forschungsstätten und Labore und dadurch 16.000 Arbeitsplätze entstehen. Außerdem sind Einkaufsmöglichkeiten, eine Grundschule und Kindertagesstätten vorgesehen. Mit der Entwicklung hat der Senat die städtische HafenCity Hamburg GmbH beauftragt. Der Abriss der bestehenden Hafengebäude könnte schon 2019 beginnen.
Drei Quartiere plant der Senat im Stadtteil: Das Hafentorquartier im Südosten mit ausschließlich gewerblicher Nutzung, das Freihafenelbquartier mit Wohn- und Gewerbegebäuden und das Quartier Moldauhafen im Norden mit reiner Wohnbebauung. Der größte Teil des Kleinen Grasbrooks bleibt allerdings Hafengebiet.
Möglich ist dies alles durch Verhandlungen der Stadt mit der Tschechischen Republik geworden. Sie hat eine Fläche im Bereich des Moldauhafens gemietet, auf der nun gebaut werden soll. In Prag einigten sich die Hansestadt und die Republik bereits im Juni darauf, die Fläche mit einem anderen Hafengelände zu tauschen. Außerdem hat die Wirtschaftsbehörde am 1. August eine Vereinbarung mit der Hafenwirtschaft über die künftige Nutzung des heutigen Überseezentrums geschlossen.
„Kungelei“: Kritik von der Opposition
Die Linksfraktion in der Bürgerschaft kritisierte, dass viele Entscheidungen für den neuen Stadtteil ohne öffentliche Beteiligung getroffen worden sind. „Eine echte Beteiligung der Bürger und der vielen Akteure in der Stadt darf nicht durch die Kungelei von Scholz und Hafenwirtschaft ersetzt werden“, sagte die stadtentwicklungspolitische Sprecherin Heike Sudmann.
Ähnlich äußerte sich auch die CDU. Deren Fraktionsvorsitzender André Trepoll sagte: „Worüber kann eigentlich in dieser Stadt noch ergebnissoffen diskutiert werden, wenn selbst die Dekadenprojekte in der Stadtentwicklung nur noch im Hinterzimmer entschieden werden?“