Einmal im Monat draußen schlafen bei Wind und Wetter – für die gute Sache: Dieser Herausforderung stellt sich eine 20-köpfige Gruppe um Volker Haack.
Die Handyfotos sind dunkel, die Beteiligten oft nur schemenhaft zu erkennen. Hier ein Schlafsack auf einer Gartenliege, dort ein Lagerfeuer vor nächtlicher Waldkulisse. Doch in der Chatgruppe „Zelten bei Wind und Wetter“ ist Bildqualität von nachrangiger Bedeutung. Wichtig sind Dokumentation und „Beweisführung“: „Ich habe es getan – ich habe draußen geschlafen!“ Und damit: „Job erfüllt!“
Der Organisator dieser Challenge für den guten Zweck, Volker Haack, hat zu sich nach Eidelstedt eingeladen, in ein hübsches Wohngebiet im Nordwesten der Stadt. Heute Nacht hat seine Frau Hjördis ihren Teil der Abmachung eingehalten und auf der Veranda des Familienhauses übernachtet, gerade noch rechtzeitig vor Monatsende. 20 Teilnehmende hat die Gruppe: 13 Erwachsene und 7 Kinder.
Gegründet wurde sie im Juli 2023, um sich für ein Jahr einer besonderen Herausforderung zu stellen. „Obdachlose müssen oft draußen übernachten. Wir wollen an sie denken, indem wir uns einmal im Monat ebenfalls dieser Aufgabe stellen“, sagt der 51-jährige Haack, der im Verkauf eines Fleischgroßhandels arbeitet und sich in der örtlichen evangelischen Kirchengruppe engagiert. Aber natürlich sei allen klar, dass „das, was wir machen, in keiner Weise vergleichbar ist mit dem Schicksal eines Menschen ohne Zuhause“. Für jeden Teilnehmenden hat er vorab fünf Euro als Spende an Hinz&Kunzt überwiesen, wer die allmonatliche Nacht unter freiem Himmel verpasst, zahlt freiwillig weitere fünf Euro, die Kinder 50 Cent.
„Es geht darum, die eigene Konfortzone zu verlassen.“
Zwei befreundete Teilnehmende der Challenge sind heute ebenfalls zu Besuch: Alexandra Vogelsang und ihre elfjährige Tochter Juliane. „Draußen zu übernachten ist schon ungewohnt, vor allem, wenn es richtig kalt wird“, gibt Alexandra zu, zweimal hat sie bisher ausgesetzt. Möglich sind viele Formen der Übernachtung: vom Feldbett auf der Veranda übers Zelten im Garten bis hin zum „wilden“ Nächtigen irgendwo weit draußen in einer aus Tuch gefertigten Kothe, wie Haack es mit einem Freund zelebriert hat. Eine Wärmflasche ist nur erlaubt, wenn das Wasser über Gaskocher oder Feuer selbst erhitzt wurde. Denn die eigene Komfortzone zu verlassen sei ja Sinn dieser Übung. „Einmal war es mir zu windig und zu gruselig, da bin ich ohne Schlaf wieder reingegangen“, sagt Juliane – und nicht ohne Stolz: „Ich hab die Nacht dann aber nachgeholt!“
Haack schätzt, dass etwa 60 Prozent der geplanten Übernachtungen stattgefunden haben. Aber „niemand hat die Gruppe verlassen“, sagt er lachend, „und ansonsten freut sich dann eben Hinz&Kunzt.“ Einen großen Plan gibt es noch: zum sommerlichen Finale der Challenge möglichst viele Teilnehmende zusammenzubringen – für eine gemeinsame gute Nacht unter freiem Himmel!