So viele Obdachlose wie nie zuvor haben zum Start des Winternotprogramms Schutz in den Notunterkünften der Stadt gesucht. Insgesamt verbrachten mehr als 400 Menschen die Nacht auf den 2. November in den Unterkünften im Schaarsteinweg und in der Münzstraße.
Fast komplett ausgebucht sind die Wohncontainer für Obdachlose auf den Grundstücken einiger Kirchengemeinden. Diese Container werden von Obdachlosen bevorzugt, denn sie bieten mehr als einen Erfrierungsschutz: In den Containern können sie in den Wintermonaten Ruhe finden, kochen und ihr Hab und Gut sicher verstauen. Sie teilen sich die Container in der Regel zu Zweit und es stehen zudem Duschcontainer bereit, die sie sich nur mit den wenigen Nachbarn teilen. Von den ursprünglich 128 Plätzen sind allerdings nur noch vier Plätze für Frauen, zwei Plätze für Transgender-Frauen und vier Plätze für Männer frei.
In den städtischen Notunterkünften war der Andrang in den vergangenen Jahren zu Beginn meist nicht so stark. Am 1. November 2014 ließen sich lediglich 129 Obdachlose registrieren. Ein Jahr später stieg die Zahl bereits auf 225 Obdachlose, die einen Platz im Erfrierungsschutz der Stadt suchten. Nun waren es mehr als 400.
Warum sich die Zahl in diesem Jahr erneut fast verdoppelt hat, ist unklar. Die Sozialbehörde befragt die Obdachlosen nicht und kann daher nur Vermutungen anstellen. Eventuell suchen viele Obdachlose vor dem schlechten Wetter der vergangenen Tage Schutz. Ein weiterer Grund könnte der Ausbau des Beratungsangebots sein, von dem auch die Obdachlosen erfahren haben, spekuliert Behördensprecher Marcel Schweitzer: „Das wäre schön, weil wir so eine Chance erhalten, Wege aus der Obdachlosigkeit aufzuzeigen.“
Fest steht: Schon jetzt sind 552 der insgesamt etwa 900 zur Verfügung stehenden Plätze belegt. Erfahrungsgemäß steigen die Zahlen mit dem ersten Kälteeinbruch noch einmal stark an. Weil bereits für das kommende Wochenende nachts Bodenfrost droht, könnte die Auslastung des Winternotprogramms in diesem Jahr erschreckend früh an ihre Grenzen stoßen.