Jede dritte Frau in Deutschland ist mindestens einmal im Leben Opfer von Gewalt. Sozialsenatorin Melanie Leonhard (SPD) will die Hilfsangebote für Betroffene in der Stadt bekannter machen.
Jede dritte Frau in Deutschland ist mindestens einmal in ihrem Leben Opfer von körperlicher oder sexualisierter Gewalt. In Hamburg registrierte die Polizei im vergangenen Jahr allein 1521 Fälle so genannter Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung. Die Dunkelziffer dürfte erheblich höher sein. Denn: Trotz des Ausmaßes ist Gewalt gegen Frauen noch immer ein Tabu.
Bundesweit wenden sich nur 20 Prozent der Betroffenen an eine Beratungs- oder Unterstützungseinrichtung. Darauf hat Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD) anlässlich des heutigen Internationalen Tages zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen hingewiesen. „Gewalt gegen Frauen wird leider viel zu häufig totgeschwiegen. Dieses Schweigen müssen wir brechen – gemeinsam!“, so Schwesig.
Hilfetelefon bekannter machen
Die Hamburger Sozialbehörde macht mit einer Plakatkampagne auf das kostenlose Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ aufmerksam: Unter der Rufnummer 0800 – 116 016 können sich betroffene Frauen anonym melden. Das Hilfetelefon bietet Beratung in 15 Sprachen an und vermittelt bei Bedarf passende Hilfeangebote. „Wir wollen eine Kultur des Hinschauens noch weiter stärken. In erster Linie wollen auch wir von Gewalt betroffenen Frauen ermutigen, sich Hilfe zu holen“ so Sozialsenatorin Melanie Leonhard (SPD).
Bei einer weiteren Aktion verteilte die Sozialsenatorin heute Vormittag gemeinsam mit Bischöfin Kirsten Fehrs insgesamt 800 Brötchentüten im Einkaufszentrum „Mercado“ in Ottensen. Motto: „Gewalt kommt mir nicht in die Tüte“. Die Aktion fand bereits im siebten Jahr in Zusammenarbeit zwischen dem Arbeitskreis gegen Gewalt an Frauen und Mädchen und der Hamburger Bäckerinnung statt. Bis zum 28. November sollen anstelle der normalen Brötchentüten rund 53.000 Tüten mit Adressen von Beratungsstellen verteilt werden.
Der Internationale Tag zur Beseitigung der Gewalt gegen Frauen wird seit 1981 begangen. Die Vereinten Nationen erklärten ihn 1999 zum offiziellen Aktionstag. Auslöser dafür war der Fall der Schwester Patria, Minerva und Teresa Mirabal aus der Dominikanischen Republik. Sie gehörten der oppositionellen „Bewegung des 14. Juni“ an und wurden 1960 durch Militärs des damaligen Diktators Rafel Trujillo verschleppt und ermordet.
Text: Simone Deckner
Fotos: BASFI
Das Hilfetelefon ist rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr erreichbar unter der Nummer 08000 – 116 016. Die Beratung ist kostenlos und anonym. Unter dem Hashtag #schweigenbrechen sind Tweets, Posts und Fotos zum Aktionstag versammelt.