Nachdem eine Getränkekette in Berlin Pfandsammler abschrecken will, kassiert sie einen Shitstorm. Viele solidarisieren sich mit den Flaschensammlern und rufen zum Boykott der Kette auf. Das wirkt: Noch am selben Tag rudert „Getränke Lehmann“ zurück.
Damit hatten sie wohl nicht gerechnet: „Getränke Lehmann“ aus Berlin handelte sich am Mittwoch einen veritablen Shitstorm ein.
Der Grund: In einer „Hausinfo“ gab der Geschäftsführer vor, Pfandsammler wie Gewerbetreibende zu behandeln. Diese müssten „wie alle Wiederverkäufer“ Angaben über ihre Adresse und Umsatzsteuer-Nummer machen und sich „gegebenenfalls ausweisen“:
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Das offensichtliche Ziel: die ungewollte Klientel abschrecken. Heraus kam alles nur, weil der Rechtsanwalt Stefan Senkel ein Foto auf Facebook postete und dazu schrieb: „Wie soziale Ausgrenzung funktioniert.“ Einem seiner obdachlosen Mandanten war bei „Getränke Lehmann“ die Annahme von 15 Pfandflaschen verweigert worden.
Nutzer rufen zum Boykott auf
Der Shitstorm in den sozialen Medien folgte auf dem Fuße. In Anlehnung an einen Werbeslogan des Getränkherstellers posteten viele User den Satz „Dann koof ich nicht mehr bei Lehmann“. Durchs Netz ging eine Welle der Solidarität für die Pfandsammler:
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Die massive Kritik zeigte Wirkung. Noch am selben Tag ruderte der Inhaber von „Getränke Lehmann“ zurück. Er entschuldigte sich für das „Missverständnis“ und versicherte, dass „weiterhin alle Pfandflaschen angenommen werden“. Mehr noch: Der Geschäftsführer, der die „interne Info“ verfasst habe, sei „mit sofortiger Wirkung beurlaubt“.
Als Inhaber distanziere ich mich von dem Schreiben der Geschäftsführung.
Der zuständige Geschäftsführer wurde mit sofortiger Wirkung beurlaubt.
Weiterhin werden alle Pfandflaschen zurückgenommen.
Es tut mir leid, dass es zu diesem Missverständnis gekommen ist.
Horst Lehmann— Horst Lehmann Getränke GmbH (@HLGGmbH) 12. September 2018
Spende dein Pfand
„Auch in Hamburg haben Pfandsammler immer wieder Probleme, ihr Leergut loszuwerden“, sagt Hinz&Kunzt-Sozialarbeiter Stephan Karrenbauer, „dabei tun diese Menschen nicht nur etwas für sich, sondern für die Allgemeinheit: Sie sammeln die Flaschen auf, die wir achtlos wegwerfen. Dafür gebührt ihnen unser Respekt.“
Am Airport Hamburg setzen der Grüne Punkt, der Flughafen und Hinz&Kunzt seit drei Jahren sehr erfolgreich das Kooperationsprojekt „Spende dein Pfand“ um. Vier Hinz&Künztler arbeiten dort als Leergutbeauftragte und sammeln die Pfandfaschen ein, die die Fluggäste auf dem Gelände zurücklassen.
„Die vier Mitarbeiter von ‚Spende Dein Pfand‘ sind beliebt, sie gehören zu unserem Flughafen und sind aus der Airport Family nicht mehr wegzudenken“, sagt Johannes Scharnberg, Projektleiter von Hamburg Airport.