Die Hamburger Hochbahn AG will „Randständige“ aus ihren Haltestellenhäuschen vertreiben und hat die Sitzbänke bei den neuen Modellen „Norman Foster 1“ extra unbequem gestaltet. Das gibt sie auf die Beschwerde einer Hinz&Kunzt-Leserin zu.
Die Sitzbänke an Hamburgs Bushaltestellen werden immer unbequemer. Seit 2007 tauscht die Hochbahn AG sukzessive die alten Fahrgastunterstände gegen ein neues Modell aus. Zum Bedauern von Hinz&Kunzt-Leserin Ingeborg Mahn: Ihr bereitet das Sitzen auf den neuen Bänken erhebliche Rücken- und Gesäßschmerzen. Wenn sie bis zu 20 Minuten auf den Bus in der Eulenkrugstraße wartet, muss sie deswegen stehen bleiben.
Für Ingeborg Mahn ein Grund zur Beschwerde bei der Hochbahn. Den Verantwortlichen empfiehlt sie eine Sitzprobe auf den Bänken des Modells Norman Foster 1. Bereits zehn Minuten würden ausreichen „um festzustellen, dass die Bank und der Popo gleichermaßen konvex gewölbt sind und deswegen nicht zueinander passen können“, schreibt die Seniorin. Das notwendige Balancieren auf der Bank sei „zwar unterhaltsam, aber auch anstrengend und älteren Leuten nicht zu empfehlen.“
Die Probleme beim Sitzen in den neuen Wartehäuschen sind einkalkuliert. Sie sind so konzipiert, dass sich niemand zu lange wohl darin fühlt. Schließlich seien sie „nur zum kurzzeitigen Sitzen gedacht“, antwortet die Hamburger Hochbahn AG auf die Beschwerde unserer Leserin. Das Problem mit der Bequemlichkeit: Sie könnte unliebsame Menschen zum Verweilen auf der Sitzbank animieren. „Wäre sie zu komfortabel, würde sie in kürzester Zeit zum Daueraufenthaltsort für sogenannte Randständige werden“, gibt das Beschwerdemanagement der Hochbahn unumwunden zu.
„Wo sollen denn die Obdachlosen überhaupt mal sitzen dürfen?“, fragt Ingeborg Mahn in ihrer Antwort an die Hochbahn. Sie als alte Frau könne nun nicht mehr an den Bushaltestellen sitzen, nur weil irgendwann ein Obdachloser an selber Stelle einen Sitzplatz brauchen könne. „Mir als häufige Busbenutzerin ist das überhaupt noch nie passiert, und ich würde bestimmt nicht darüber die Nase rümpfen“, schreibt die Hinz&Kunzt-Leserin brüskiert.
Text und Foto: Benjamin Laufer