Am Samstag wollen Hamburger gegen hohe Mieten und die fortschreitende Verdrängung von armen Menschen aus dem Stadtbild protestieren. Hinz&Kunzt berichtet über die Vertreibung von Verkäufern am Hauptbahnhof.
Zur Großdemo gegen steigende Mieten und Verdrängung rufen mehr als 70 Hamburger Initiativen aus dem Netzwerk „Recht auf Stadt“ und dem Bündnis „Mietenwahnsinn stoppen“ für Samstag auf. Die Veranstalter erwarten rund 2500 Teilnehmer. Am gleichen Tag finden weitere Großdemonstrationen in Berlin und Freiburg statt.
„Geld entscheidet über den Zugang zu Wohnraum. Es wird verdrängt, wer sich die Mieten nicht mehr leisten kann“, so die Veranstalter. Fakt ist: Die Mieten in der Stadt explodieren. Jüngstes Beispiel: In Eimsbüttel verlangt ein Vermieter 20 Euro für den Quadratmeter – kalt, berichtet die Mopo. Doch das ist nur die Spitze des Eisbergs. Laut Schätzungen fehlen in Hamburg mindestens 90.000 Wohnungen.
Am stärksten betroffen sind Menschen, die ohnehin benachteiligt sind wie Arme, prekär Beschäftigte und Arbeitslose. „Aber auch Auszubildende und Studierende finden immer schwieriger Platz zum Wohnen“, heißt es im Aufruf zur Demo. Studierende reagieren verstärkt mit Hausbesetzungen, wie jüngst in Horn und Eimsbüttel, wo sie leerstehende Immobilien zeitweise okkupieren.
Die Veranstalter fordern den Senat zum Handeln auf: So müsse es eine gesetzlich festgelegte Mietobergrenze bei allen Neuvermietungen geben, die deutlich unter dem Durchschnitt des Mietenspiegels liege. Außerdem müsse die Stadt langfristig in sozialen Wohnungsbau investieren. Bis 2013 fallen rund 9.000 Sozialwohnungen aus der Bindung, dürfen dann teurer vermietet werden.
Zudem wollen die Teilnehmer ein Zeichen setzen gegen die verstärkte Verdrängung von Menschen, die nicht in die heile Konsumwelt passen. Deshalb trifft man sich am Hauptbahnhof: Auf den Vorplätzen setzt die Bahn seit Ende Oktober ihre strikte Hausordnung durch – mit dem Segen der Stadt. Menschen, die dort trinken aber auch Obdachlose werden vertrieben. Auch zwei Hinz&Künztler waren betroffen. In einem Redebeitrag wird Hinz&Kunzt die nicht hinnehmbare Einschränkung des Rechts auf freien Aufenthalt thematisieren. Der Demonstrationszug endet auf St. Pauli. Dort soll mit Workshops, Musik, Essen und Trinken an die Besetzung der Hafenstraße vor 25 Jahren erinnert werden.
Text: Simone Deckner
Illustration: Bündnis Mietenwahnsinn stoppen
Samstag, 10.11., Demonstration gegen Mietenwahnsinn und Vertreibung, 13 Uhr, Hachmannplatz
Die Route
Auftaktkundgebung Hachmannplatz – Mönckebergstraße – Jungfernstieg – Valtentinskamp (Zwischenkundgebung) – Feldstraße (U-Feld Zwischenkundgebung) – Budapester Straße – Detlev-Bremer-Straße – Paul-Roosen-Straße – Hein-Hoyer-Straße – Reeperbahn (Zwischenkundgebung vor den Essohäusern) – Taubenstraße – Hopfenstraße – Davidstraße – Abschlusskundgebung Hafenstraße
Lesen Sie dazu auch:
Proteste gegen Mietenwahnsinn
Wohnungsnot de luxe