Beim Flohmarkt im Grindelweg wird nicht nur Trödel verkauft. Die Nachbarschaft rückt zusammen und sammelt Spenden für Hinz&Kunzt.
Ein sonniger Herbsttag Mitte Oktober: Über den umliegenden Straßen liegt noch sonntagmorgendliche Ruhe, im Grindelweg herrscht schon geschäftiges Treiben. In der schmalen Privatstraße zwischen Grindelallee und Bundesstraße laden die Nachbar:innen zum Flohmarkt. Ein gutes Dutzend Tische haben sie schon aufgebaut. Darauf stapeln sich Schuhe, Puzzles und Geschirr, an Kleiderstangen hängen aussortierte Trainingsjacken und Mäntel.
Es ist bereits der zweite Nachbarschaftsflohmarkt in der Straße. Im April fand der erste statt, erinnert sich Sabine Wähning. Sie ist Teil des Orga-Teams. „Ich habe in vielen verschiedenen Ländern gearbeitet und aus jedem Land etwas mitgebracht. Als ich wieder nach Hamburg kam, hatte ich unglaublich viel Zeug.“ Weil sich auch bei anderen vieles angesammelt hatte, entstand die Idee für einen gemeinsamen Flohmarkt. Und der hat einiges ins Rollen gebracht. „Durch den Flohmarkt habe ich Nachbarinnen vom anderen Ende der Straße kennengelernt, die ich vorher noch gar nicht wahrgenommen hatte“, sagt die 66-Jährige. „Veronika zum Beispiel, die sich jetzt um den Kaffee kümmert.“
Die steht einige Meter weiter hinter einem Tisch, auf dem Muffins und Apfelkuchen auf hungrige Kundschaft warten. „Ich wohne seit ungefähr 40 Jahren hier. In der Zeit hat sich unheimlich viel verändert“, sagt Veronika Klosa. „Früher waren wir fast die einzigen jungen Leute.“ Heute zählt sie zu den Älteren, dafür seien viele junge Menschen dazugekommen, oft mit Kindern. Interesse an einer lebendigen Nachbarschaft haben auch die: „Nach dem letzten Flohmarkt haben wir alle noch lange zusammengesessen.“
Veronika brüht frischen Kaffee auf, der von einem Café auf St. Pauli zur Verfügung gestellt wurde und seinen Duft über den Kuchenstand legt. Kaffee und Kuchen werden gegen Spende verkauft, lohnen an diesem Tag aber nicht nur wegen des guten Geschmacks – der gesamte Erlös kommt wie schon beim ersten Flohmarkt Hinz&Kunzt zugute.
„Als jemand Hinz&Kunzt als Spendenempfänger vorgeschlagen hat, haben wir alle sofort gesagt: ‚Hurra, das machen wir‘“, erinnert sich Tina de Marco-Greco, die ebenfalls zum Orga-Team gehört und für die Standvergabe zuständig ist: „Hinz&Kunzt ist nah dran, wir wissen, wo das Geld hinkommt, und deshalb fanden wir das alle toll.“
Muriel Liebmann, die mit ihrer Tochter am Verkaufsstand steht, beobachtet ein echtes Zusammenrücken in der Nachbarschaft. „Durch die Flohmärkte ist noch mal mehr Austausch entstanden, man hilft sich gegenseitig. Zum World Cleanup Day haben wir im September die umliegenden Straßen sauber gemacht.“
Und damit soll nicht Schluss sein. „Im Nachgang zum Flohmarkt waren alle enthusiastisch“, erzählt Sabine Wähning einige Tage später am Telefon. In der Whatsapp-Gruppe denken die Nachbar:innen bereits über ein Adventssingen und ein Winterfest nach – und einen Flohmarkt, den soll es spätestens im kommenden Frühjahr auch wieder geben.
Großer Dank an Frauke Cooper, Veronika Klosa, Muriel Liebmann, Ines Lopin, Tina de Marco-Greco, Sabine Schlüter, Stephanie Thomas, Sabine Wähning und alle anderen Beteiligten für die Organisation des Flohmarkts