Mitglieder des Fotografenverbandes Freelens und Kunstsammler verkaufen rund 300 ihrer Bilder. Die Motive: von Promis bis Politik. Mit den Einnahmen unterstützt die Freelens Foundation Kollegen in armen Ländern. Die Benefizaktion dauert noch bis zum 17. Januar.
Ach, sieht der Günter Netzer da noch jung aus! Auch Marius Müller-Westernhagen zeigt sich noch rank und schlank, Götz George wiederum trägt eine riesengroße, tropfenförmige Brille – 1992 topmodern. Schauspieler Bruno Ganz dagegen probt den ernsten Blick, Romy Schneider schaut gewohnt melancholisch in die Welt.
Es sind aber nicht nur Prominente auf den Fotos zu sehen, die in der Freelens-Fotogalerie die Wände von unten bis oben bedecken und so den Besucher dazu bringen, in die Knie zu gehen oder sich zur Decke zu strecken: Eine Holzkirche im amerikanischen Mittelwesten duckt sich unter einer Regenwolke; ein Kind in einer grünen Froschmaske sitzt frühstückend am Küchentisch. Imposante Landschaftsbilder aus Island oder Grönland wechseln sich ab mit Straßenszenen aus Peking oder New York.
Und da hängt auch eines der wohl bekanntesten Reportagefotos der jüngeren deutschen Geschichte: Ein Mann hebt am Rande der Krawalle in Rostock-Lichtenhagen die Hand zum Hitlergruß, in voll gepinkelter Jogginghose.
Veranstaltet wird die Ausstellung von „Freelens“, dem Berufsverband freier Fotografen. Auch wenn es die freien Fotografen angesichts der Bilderflut aus dem Internet und einbrechender Verkaufszahlen von Zeitungen und Magazinen finanziell nicht allzu gut geht, so haben sie doch ein offenes Herz für die Nöte anderer: Als der kenianische Fotograf Aggrey Mboya Kharondo ihnen eine von ihm finanzierte Schule in einem Slum in Mombasa vorstellte, spendeten die Freelens- Fotografen spontan mehr als 450 Euro für den guten Zweck.
Dabei sollte es nicht bleiben: Freelens gründete die „Freelens Foundation“. Sie soll Fotografen in besonders armen Ländern und in Ländern, in denen die Freiheit der Kunst und die Pressefreiheit bedroht sind, unterstützen. Um Geld zu sammeln, organisierten sie jetzt diese Verkaufsausstellung. Gut 200 Fotografen und Sammler schauten dafür in ihre Archive, nahmen manches Schmuckstück von der Wand und spendeten so mehr als 300 Fotografien. Noch bis zum 17. Januar ist die Ausstellung geöffnet. Am letzten Abend werden die bis dahin nicht verkauften Werke aber nicht einfach stumm abgehängt: Versprochen ist eine fröhliche Finissage.
Text: Frank Keil
Foto: Holger Stöhrmann
Freelens Galerie: Steinhöft 5/ Baumwall, Öffnungszeiten: Montag bis Freitag, 11–18 Uhr
Finissage: Donnerstag, 17. 1., ab 19 Uhr, Eintritt frei