Drei Jahre lang sollen Forscher:innen im Auftrag der Bürgerschaft den NSU-Mord an Süleymann Taşköprü untersuchen. Sie sollen Zugang zu Akten von Polizei, Verfassungsschutz und Justiz erhalten.
24 Jahre nach dem rechtsterroristischen Mord des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU) am Hamburger Kaufmann Süleymann Taşköprü startet die wissenschaftliche Aufarbeitung auf Initiative der Bürgerschaft. Ein interdisziplinäres Forschungsteam soll mithilfe von juristischen, kriminologischen und sozialwissenschaftlichen Methoden ein Gutachten über die Ermittlungen und Umstände der Tat erstellen.
Dafür sollen der Historiker Constantin Goschler, die Kriminologin Daniela Hunold, die Rechtswissenschaftlerin Charlotte Schmitt-Leonardy und der Verwaltungswissenschaftler Wolfgang Seibel – allesamt Professor:innen – Zugang zu Ermittlungsakten von Polizei, Verfassungsschutz und Justiz erhalten.
„Die Forschenden erhalten vollumfängliche Akteneinsicht – ganz wie ein Untersuchungsausschuss“, sagte Bürgerschaftspräsidentin Carola Veit (SPD). Die Aufarbeitung solle dazu beitragen, „dass sich rechte Gewalttaten und der NSU-Terror in Hamburg nicht wiederholen. Das sind wir den Opfern und ihren Angehörigen schuldig.“
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Angehörige von Taşköprü hatten immer wieder einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss gefordert, wie alle anderen Bundesländer mit NSU-Taten ihn längst durchgeführt haben. 2001 hatte die Schwester Ayşen Taşköprü ihre Forderung in Hinz&Kunzt wiederholt: Bis damals sei das Versprechen von Bundeskanzlerin Merkel nach „lückenloser Aufklärung“ nicht eingelöst worden, bemängelte sie.
Auch die Grünen hatten sich für einen Untersuchungsausschuss stark gemacht – allerdings hat die rot-grüne Koalition in der Bürgerschaft wiederholt dagegen gestimmt. Die Polizei hatte nach dem Mord jahrelang gegen die Familie und ihr Umfeld ermittelt, 2018 hatte sich die Bürgerschaft dafür entschuldigt.