Am Freitag werden die ersten Lampedusa-Flüchtlinge aus der St. Pauli Kirche in beheizte Wohncontainer ziehen. Am Donnerstag wurden acht Container auf dem Gelände der Kirchengemeinde aufgebaut. Weitere Plätze sollen bei der Christianskirche in Ottensen entstehen.
Die Lampedusa-Flüchtlinge verlassen die St. Pauli Kirche und ziehen in beheizte Wohncontainer. Seit Juni schliefen die Afrikaner auf Matratzen auf dem Boden der St. Pauli Kirche. Jeden Morgen mussten sie ihre Schlafplätze wieder räumen. Damit ist jetzt Schluss: Bis Ende Mai 2014 kommen die Flüchtlinge in beheizten Zwei- bis Drei-Personen-Containern unter. Bis zu 14 weitere Wohncontainer sollen zudem auf dem Gelände der Christianskirche in Ottensen aufgestellt werden. „Noch steht die Genehmigung aus“, so Jürgen Reißner vom Kirchenkreis Hamburg-West. „Sobald sie da ist, legen wir los.“
Bis Donnerstag haben bereits 40 der 70 Afrikaner aus der Kirche einen Antrag auf humanitäres Bleiberecht gestellt, so Pastor Sieghard Wilm. „Weitere stehen unmittelbar vor diesem Schritt.“ Wilm geht davon aus, dass die Kirche schon in wenigen Wochen nicht mehr als Notschlafstelle genutzt wird. Denn sobald die Flüchtlinge sich bei der Behörde melden, haben sie Anrecht auf öffentliche Unterbringung. Diese bietet die Diakonie jetzt in den Wohncontainern auf den Kirchengeländen. „Die Stadt hat signalisiert, dass sie dankbar ist, wenn die Nordkirche ihr bei der öffentlichen Unterbringung der Flüchtlinge hilft“, so Wilm.
Die Forderung des Senats, bei der Platzvergabe die Personalien der Flüchtlinge zu kontrollieren, wird die Kirche allerdings nicht erfüllen können, so Pastor Wilm. Nur der Behörde sei aus Datenschutzgründen bekannt, wer sich bereits gemeldet habe. „Die Kirche bietet Hilfe ohne Ansehen der Personen.“
Finanziert wird die kirchliche Flüchtlingshilfe rein aus Spenden von Anwohnern und Unterstützern. Die Kosten für die Containermiete während des Winters würden sich auf etwa 70.000 Euro belaufen, so Wilm. Die Verhandlungen zwischen Diakonischem Werk und Sozialbehörde über die Abwicklung der Kosten seien zwar noch nicht endgültig beendet. Allerdings wird die Stadt einen Großteil der Kosten übernehmen müssen. Denn den antragstellenden Flüchtlingen stehen Unterkunft, Verpflegung, die Übernahme von Arztkosten sowie finanzielle Leistungen durch die Stadt zu.
Die St. Pauli Kirche bietet weiterhin kostenlose Verpflegung und Deutschkurse an und berät die Afrikaner. Bis alle Flüchtlinge gemeldet sind, könnten noch einige Wochen verstreichen. Bis dahin nächtigen Flüchtlinge ohne Containerschlafplatz in der Kirche. „Es ist unsere Pflicht als Kirche, uns weiter um die Männer zu kümmern“, so Wilm. Die Flüchtlinge seien froh über die neuen Entwicklungen, berichtet Pastor Wilm. Als der erste Container auf das Gelände gefahren wurde, hätten einige spontan applaudiert. „Alle sind froh. Endlich bewegt sich was“, so Wilm.
Text und Foto: Jonas Füllner