Die Schlafplätze der Zentralen Erstaufnahme in Hamburg (ZEA) sind völlig überfüllt. Mehr als 300 Flüchtlinge müssen deswegen in Großzelten untergebracht werden. Besserung ist nicht in Sicht.
339 Flüchtlinge müssen derzeit in Zelten schlafen. Denn die Standorte der Zentralen Erstaufnahme (ZEA) sind völlig überlastet. „In den vergangenen Wochen gab es erneut einen starken Anstieg der Flüchtlingszahlen“, sagt Innenbehördensprecher Frank Reschreiter. Mehr als 2300 Menschen leben in den Einrichtungen in den Standorten Schnackenburgallee, Sportallee und Harburger Poststraße. Zum Vergleich: Vor drei Jahren mussten in Hamburg gerade einmal 370 Flüchtlinge untergebracht werden.
Nach Angaben der Innenbehörde liegt eine Zunahme der Zuwanderungszahlen im zweiten und dritten Quartal im Trend der vergangenen Jahre. „Es ist aber neu, dass die Fieberkurve so weit ausschlägt“, so Reschreiter. Auch die Prognosen des Bundes hätten solch einen enormen Anstieg nicht vorhergesagt.
Dazu gesellt sich ein weiteres Problem: Nur noch wenige Flüchtlinge können in Folgeunterkünfte vermittelt werden. Eigentlich sollen Asylbewerber höchstens drei Monate in der Zentralen Erstaufnahme (ZEA) verbringen. Doch auch die etwa 10.000 Unterkunftsplätze des städtischen Unterkunftsbetreibers Fördern & Wohnen sind ausgelastet und die Wartelisten lang. Deswegen leben derzeit noch 700 bis 800 Menschen in der Zentralen Erstaufnahme, die längst in einer Folgeunterkunft hätten landen müssen.
Etwa 1000 Plätze in Wohncontainern bietet die Stadt für Flüchtlinge in der Schnackenburgallee am Volkspark. Die Innenbehörde will weitere Container aufstellen. „Wenn Platz für Container da ist, nutzen wir den“, so Reschreiter. „Das ist besser als Zelte aufzustellen oder zu sagen ‚Wir können nicht mehr’.“
Doch bis die neuen Container aufgestellt sind, müssen weiterhin Flüchtlinge in Zelten übernachten. 230 Menschen lebten Anfang September in Zelten an der Schnackenburgallee. Die Zelte sind beheizt. Es gibt Männer- und Familien-Zelte, aber keine Privatsphäre. Die Behörde hat zwar Decken verteilt, die als Vorhänge an den Doppelbetten dienen sollen. Doch die Menschen leben dicht an dicht. Pro Person stehen gerade einmal zwei bis drei Quadratmeter zur Verfügung. „Es ist keine Form der Unterbringung, die wir uns wünschen“, räumt Reschreiter ein. „Aber zur Zeit geht es nicht anders.“
Der Behördensprecher verweist darauf, dass für die Unterbringung der Flüchtlinge alle Beteiligten in der Stadt an einem Strang ziehen müssen. Diese Aussage kann man auch als kleine Spitze in Richtung der Bezirke und einiger Anwohner werten. Denn in Harburg sperrt sich der Bezirk gegen Wohnschiffe als Flüchtlingsunterkünfte. Und in der Niendorfer Straße in Eimsbüttel sorgt ein einziger Anwohner für Verzögerungen beim Aufbau einer Unterkunft mit immerhin 300 Plätze. Der Anwohner hat Klage gegen die Containeraufstellung eingereicht. Allerdings in erster Instanz ohne Erfolg. „Wir müssen trotzdem noch die endgültige Entscheidung des Gerichts in zweiter Instanz abwarten“, so Reschreiter. Erst dann kann es losgehen. Die Container für die Unterkunft hat die Behörde bereits bestellt.
Text: Jonas Füllner
Foto: Actionpress / Matthias Braun