Das Bezirksamt Altona hat den Schlafplatz von Obdachlosen unter der Antonibrücke am Fischmarkt gleich zwei mal räumen lassen. Insgesamt ließ der Bezirk 2022 schon sieben mal räumen.
Der trockene Platz unter der Antonibrücke am Hamburger Fischmarkt darf kein Schlafplatz sein: Gleich zwei Mal hat das Bezirksamt Altona in den vergangenen Wochen die Platte von zwei Obdachlosen dort räumen lassen.
Hinz&Kunzt hatte zunächst von der Räumung des Schlafplatzes einer Frau am 17. Juni berichtet. Das Bezirksamt stellt nun klar: von dieser Räumung war ein Mann betroffen. Für ihn war es mindestens die zweite Vertreibung an selber Stelle, denn schon am 10. Mai sei der Obdachlose zusammen mit einer Frau des Platzes verwiesen worden.
Auf deren Schicksal hatte der Verein „Leben im Abseits“ aufmerksam gemacht. Theresa habe seit ein paar Monaten an dieser Stelle Platte gemacht, heißt es in einem Facebook-Post. Sie hatte sich dort mit einer Matratze, Blumen, einer Lichterkette eingerichtet.
Der Verein kritisiert Räumungen wie diese als „Machtspiel und Willkür der Polizei und Behörden“, da diese einzelnen Menschen ihren Schlafplatz nehmen, allerdings nichts zur Überwindung von Obdachlosigkeit beitragen. Eine Räumung sei nur eine Problemverlagerung, so Leben im Abseits.
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Bei der Räumung im Juni seien „mehr als fünf Kubikmeter Müll, Kartons und Flaschen“ entfernt worden, erklärt der Pressesprecher des Altonaer Bezirksamts, Mike Schlink. Man habe der Person „zwei Einkaufswagen, die unter anderem mit einer Isomatte und mit einer Wolldecke bestückt waren, überlassen“. Allerdings seien solche Räumungen momentan selten.
Laut der im Bezirksamt geführten Statistik nehmen sie aber offensichtlich zu: Auf Nachfrage heißt es, dass in den Jahren 2020 und 2021 jeweils sechs Räumungen von Schlafplätzen im Bezirk Altona stattgefunden haben, 141 Schlafstätten wurden in diesen zwei Jahren festgestellt. Im laufenden Jahr 2022 wurden 38 Schlafstätten festgestellt und bereits jetzt sieben geräumt.
Laut Pressesprecher Schlink machten Mitarbeiter:innen des Bezirksamtes vor einer Räumung immer auf Hilfsangebote und Anlaufstellen aufmerksam, an die sich die Betroffenen wenden können.