Maler Felix Eckardt : Krasse Energie, flirrend und lebendig

Die Werke des Malers Felix Eckardt sind realistisch und doch wie Traumsequenzen. Und vor allem sinnlich.

(aus Hinz&Kunzt 243/Mai 2013)

Der Maler Felix Eckardt. Foto: Mauricio Bustamante
Der Maler Felix Eckardt

Felix Eckardt nimmt sich richtig viel Zeit für unser Gespräch. Wir sitzen gemütlich bei Ingwertee in seinem Atelier in Eimsbüttel. Drumherum Bilder. Ein Riesenformat sticht ins Auge: Der Times Square ganz quirlig aus lauter bunten „Flecken“, wie er es nennt. In einem Ständer seine witzigen Postkarten: beispielsweise Klopatra, das ist Kleopatra auf demKlo. Ein ganzer Kosmos aus Ideen, Energie und vor allem Farben.

Er liebt Farben. Wenn er von seinem Schwarz spricht, das er selbst mischt aus Preußischblau und Violett, mit einem Schuss Türkis, dann kann er fast in Ekstase geraten. „Oh wie schön seid ihr Farben!“ Er schlürft und schmatzt, als schmecke er gerade eine köstliche Soße ab. Deshalb springt der Funke zwischen ihm und seinen Schülern und Studenten auch schnell über. Deshalb kann man ihm auch als Laie schnell beipflichten, wenn er von „krasser Energie“ spricht. Und deshalb versteht man auch sofort, warum das Hamburg Journal ihn neulich mit dem Kultkoch aus England verglich und als den „Jamie Oliver am Pinsel“ bezeichnete.

Schon als kleiner Junge hat er immerzu gezeichnet und gemalt. „Meine Eltern wurden sogar in die Schule zitiert, weil ich während des Unterrichts immer gemalt habe“, sagt der 38-Jährige. Aber da waren die Lehrer bei seiner Familie an der falschen ­Adresse. „Das hat mein Vater nämlich auch immer gemacht.“ Insofern fanden ­seine Eltern das ganz normal. „Das war mein Freifahrtschein!“ Nie stand zur ­Debatte, dass er je etwas anderes machen würde als Kunst. Aber von wegen lockeres Studentenleben. „Ich war extrem fleißig. Manchmal habe ich zehn, zwölf Stunden gearbeitet“, sagt er. „Vielleicht ernte ich das jetzt.“

Bei seiner Abschlussarbeit war er noch ziemlich fixiert auf bestimmte Ergebnisse. Voller Erwartungen war er extra nach Monterey in Kalifornien gefahren, weil er Motive aus John Steinbecks Roman „Straße der Ölsardinen“ am Originalschauplatz malen wollte. Aber Monterey ist inzwischen ein ganz normaler Touristenort. „Und dafür war ich nicht offen.“ Null Inspiration – und viel Frust für den angehenden Künstler. „Ich war richtig verzweifelt“, sagt er. Seine damalige Freundin riet ihm: „Nutze die Zeit, die du hast, für etwas, was du noch nie gemacht hast.“ Das hat er getan. Er ist in die Landschaft eingetaucht – und der Rat seiner Freundin ist eine Art Lebensmotto geworden. Seither macht er sich keinen Stress mehr, wenn er mal nicht malen kann. „Dann braucht das Bild eben noch Zeit“, sagt er. „Bilder müssen reifen wie guter Käse.“

Selten weiß er, was bei seinen Werken später herauskommt. Natürlich: Er arbeitet vor. Geht auf Reisen und unternimmt Streifzüge. Fotografiert und skizziert. Die meisten Bilder wirken auf den ersten Blick völlig realistisch und gegenständlich, flirrend und lebendig. Wenn man näher herantritt, lösen sich seine neueren Werke auf in ihre Farb-„Flecken“, werden fast abstrakt. „Die Flecken ­waren irgendwann da“, sagt er. „Wie Lichtreflexe, lustige Impulse, die die Bilder zum Tanzen bringen.“ Auf den zweiten Blick gerät man in Zweifel, ob es überhaupt reale Szenen sind, die man da sieht, oder nicht eher Traumsequenzen. Er ist manchmal selbst ganz überrascht. Das liegt daran, dass er seine Fotos am Computer sichtet, auseinanderschnibbelt und wieder neu zusammensetzt. Da erscheint der Mann in einer ­Mailänder Telefonzelle neben einer Frau im Bikini aus Portugal auf einer Straße in Kalifornien. Zufällig ist das sicher nicht, aber eben nicht vorhersehbar.

Reich werden will er nicht mit seiner Kunst: „Aber Geld beruhigt.“ Gute Farben sind ihm wichtig – und gutes Essen. „Nicht vom Discounter, sondern vom Hofladen gegenüber.“ Und Kleidung, von der man weiß, dass die Leute bei ihrer Herstellung nicht krank werden. „Ich finde es krass, dass das nicht normal ist, sondern Luxus.“ Geld ist für ihn aber auch Energie. „Wenn Geld richtig eingesetzt wird, kann es ­Tolles bewirken.“ Einmal hat er sich ein paar Silbermünzen gekauft, um sie zu verschenken, einfach so.

Aber trotz allem Idealismus: Auch Felix Eckardt wird manchmal schwach. Eine Münze wollte er einem Kunstmanager schenken. Er griff nach der Münze in seiner Tasche, es war eine größere. Da merkte er: „Ich wollte sie behalten, einfach nicht hergeben.“ Einen Bruchteil von ­Sekunden hat er sich an ihr festgekrallt. „Loslassen, Felix!“, sagte er sich. „Einfach loslassen!“ Dann hatte er die Krise überwunden. Felix Eckardt grinst. Als er die Münze verschenkt hatte an den völlig überraschten Manager, ging es ihm richtig gut. •

Mehr Bilder von Felix Eckardt sehen Sie auf ­seiner Website unter www.felixeckardt.de

Text: Brigit Müller
Foto: Mauricio Bustamante

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