SPD und Grüne wollen etwas mehr Housing-First-Wohnraum für Obdachlose bereitstellen. Zudem soll der Ansatz regulärer Bestandteil der Hilfen werden. Ein entsprechender Antrag fand am Mittwoch eine Mehrheit in der Bürgerschaft.
Der Housing-First-Ansatz soll fester Bestandteil des Hamburger Hilfesystems werden. Einen entsprechenden Antrag von SPD und Grünen verabschiedete am Mittwoch eine Bürgerschaftsmehrheit. Zudem sollen die Mittel für Housing First um 20 Prozent aufgestockt werden. Das seit 2022 laufende Modellprojekt habe die Vorgabe – 30 Obdachlose in Wohnungen vermitteln – vorzeitig erreicht, sagte Mareike Engels, sozialpolitische Sprecherin der Grünen. „Housing First ist erfolgreicher und schneller als geplant. Das ist doch mal eine gute Nachricht.“ Mit dem zusätzlichen Geld könnten weitere Obdachlose in Wohnraum vermittelt werden.
Die Opposition begrüßte die Initiative der Regierungsfraktionen, zeigte aber auch auf die Schwächen des Antrags auf. 20 Prozent mehr Geld bedeuteten nur sechs zusätzliche Wohnungen, sagte Andreas Grutzeck von der CDU. „Das ist eine Lachnummer, wir brauchen viel mehr!“ Olga Fritzsche von den Linken verwies darauf, dass die meisten nichtdeutschen Obdachlosen in Hamburg auch künftig keinen Zugang zu Housing First haben werden, weil ihnen keine Sozialleistungsansprüche eingeräumt werden: „Auch diese Menschen brauchen ein Dach über dem Kopf.“
Housing First verfolgt den Ansatz, dass obdach- und wohnungslose Menschen zuerst eine Wohnung bekommen und sich danach um ihre weiteren Probleme kümmern. Bei den meisten anderen Ansätzen der Wohnungslosenhilfe müssen Betroffene erst nachweisen, dass sie „wohnfähig“ sind. Die Idee für Housing First kommt aus den USA. In Europa gilt Finnland als Vorreiter, auch in Berlin wird das Konzept schon länger erfolgreich angewendet. Zahlreiche Modellprojekte haben die Stärken des Ansatzes nachgewiesen.