Eine Zwischenbilanz des Winternotprogramms zeigt: Im Vergleich zu den Vorjahren schlafen weniger Obdachlose in den Notunterkünften. In den ersten zwei Monaten wurden nach Angaben des Betreibers allerdings mehr als 100 Menschen abgewiesen.
Etwa jedes vierte Bett im Winternotprogramm bleibt bislang frei. Von den 760 Plätzen in den beiden Notunterkünften waren in den meisten Nächten deutlich weniger als 600 Plätze belegt, teilt der städtische Unterkunftsbetreiber fördern und wohnen (f&w) mit. Erst an den Weihnachtsfeiertagen suchten mehr Obdachlose Schutz im städtischen Winternotprogramm.
Allerdings mussten die Obdachlosen selbst an Heiligabend ihre Schlafstätte am frühen Morgen verlassen und den Tag draußen verbringen. Hinz&Kunzt kritisiert das Vorgehen bereits seit Jahren. Zusammen mit Hinz&Kunzt-Verkäufer Jörg Petersen wurde an Nikolaus eine Petition gestartet. Mehr als 30.000 Menschen unterstützen inzwischen die Forderung nach einer Tagesöffnung.
Zugleich fordert die Petition Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) dazu auf, die Plätze im Winternotprogramm allen Obdachlosen zu Verfügung zu stellen. Denn seit dem Start des Hilfsprogramms am 1. November 2017 wurden bereits mehr als 100 Obdachlose an den Türen abgewiesen. Es handelt sich um Osteuropäer, die nach Angaben von f&w in der Heimat noch eine Bleibe haben. Dorthin sollen sie zurückkehren.
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Weitere InformationenWer in Hamburg bleibt, dem steht nachts nur eine Kältestube zur Verfügung. In den kargen Räumen ohne Betten verbringen laut f&w allerdings nie mehr als neun Obdachlose die Nacht. Hinz&Kunzt befürchtet, dass zahlreiche Obdachlose wieder auf der Straße landen. Dabei wäre Platz für die Menschen in den Notunterkünften. Dort schlafen derzeit im Vergleich zu den beiden Vorjahren bis 200 Obdachlose weniger pro Nacht.
Dass Obdachlose von den Notunterkünften abgewiesen werden, ist aus Sicht von Hinz&Kunzt-Sozialarbeiter Stephan Karrenbauer ein unhaltbarer Zustand. Da ausreichend Platz in den Unterkünften wäre, ist diese Maßnahme auch in keiner Form nachvollziehbar. In der kalten Jahreszeit solle die Stadt allen Obdachlosen helfen, unabhängig davon, ob es juristisch einwandfrei ist. Karrenbauer: „Wir können doch jetzt nicht riskieren, dass Menschen erfrieren.“