Hamburg ist ein richtig teures Pflaster: Der durchschnittliche Quadratmeterpreis für neuvermietete Wohnungen beträgt laut einem Immobilienportal 11,10 Euro. Das sind 80 Prozent mehr als im Bundesdurchschnitt und 50 Prozent mehr als im Mietenspiegel.
Laut dem Immobilienportal Immowelt sind die Mietpreise in Hamburg im Vergleich zum vergangenen Jahr um elf Prozent gestiegen. Immowelt hat die Preise für 3000 Wohnungs- und Hausangebote in den Hamburger Bezirken im ersten Quartal 2012 mit denen des ersten Quartals 2011 verglichen. Das Ergebnis: Fast überall sind die angebotenen Nettokaltmieten jetzt höher, zum Teil sind sie sogar um 14 Prozent gestiegen. Nur im Bezirk Mitte sei die Durchschnittskaltmiete leicht zurückgegangen (weniger als zwei Prozent). Insgesamt betrug der durchschnittliche Neuvermietungspreis im ersten Quartal 11,10 Euro pro Quadratmeter und liegt damit rund 80 Prozent über dem Bundesdurchschnitt (6,30 Euro pro Quadratmeter).
Bemerkenswert: Mit 11,10 Euro pro Quadratmeter gibt Immowelt einen viel höheren Durchschnittspreis an als der aktuelle Hamburger Mietenspiegel. In der im November 2011 erschienenen Tabelle lautet der Betrag 7,15 Euro pro Quadratmeter (Stichtag: 1.4.2011). Bei Neuvermietungen sind die Preise demnach rund 50 Prozent teurer als die im Mietenspiegel angegebenen Durchschnittsmieten. Siegmund Chychla vom Mieterverein zu Hamburg ist nicht überrascht: Der enorme Unterschied zeige, wie angespannt der Hamburger Wohnungsmarkt ist. „Zur Zeit wird jede Miete, die verlangt wird, auch gezahlt – aus purer Not“, sagt Chychla.
Die angespannte Lage mache es unmöglich, dass der Markt sich selbst reguliert. 30.000 bis 40.000 Wohnungen fehlen laut Mieterverein in Hamburg. Das sind fünf Prozent des aktuellen Mietwohnungsbestandes von rund 700.000 Einheiten. Ausgeglichen wäre der Markt dann, wenn das Angebot die Nachfrage um fünf Prozent übersteigt. In Hamburg ist es genau andersherum.
Dass die Neuvermietungspreise seit rund zehn Jahren so stark steigen, liege auch an einer Entscheidung des Bundesgerichtshofes: Ein Urteil setzte, so Chychla, den Paragrafen des Wirtschaftsstrafgesetzes „faktisch außer Kraft“, nach dem zu hohe Mieten (mehr als 20 Prozent über den ortsüblichen Vergleichsmieten) eine Ordnungswidrigkeit darstellen. Immerhin, so Chychla: „Noch haben die Vermieter Angst vor Wucher.“ Als Wucher gelten Mieten, die 50 Prozent über den Vergleichsmieten liegen.
Zumindest in Alsternähe kommen manche Mieten dem allerdings schon ziemlich nahe: Hier könne der Preis auf 29 Euro pro Quadratmeter hochgehen, so das Immobilienportal Immowelt in seiner Auswertung. Besonders preiswert wohnt es sich auch im Nordwesten der Stadt nicht: Hier beträgt die durchschnittliche Kaltmiete 12,30 Euro (Bezirk Altona), beziehungsweise 12,60 Euro (Nord). Laut Immowelt finden sich hier aber auch günstigere Quartiere: „Die Schere zwischen teuer und billig geht hier weiter auseinander als anderswo.“ Durchschnittsmieten unter zehn Euro gibt es nach der Zählung von Immowelt in Wandsbek (9,70 Euro) und südlich der Elbe zum Beispiel in Harburg (8,20 Euro).
Den durchschnittlich stärksten Anstieg verzeichnet Immowelt in den Bezirken Altona (ohne Blankenese und Othmarschen) und Nord. Das sind zugleich die Bezirke, in denen sich zur Zeit städtebaulich viel tut. Die „Neue Mitte Altona“ ist neben der Hafencity das größte Bauprojekt in der Stadt. Und den Stadtteil Barmbek im Bezirk Nord haben zuletzt gleich zwei Immobilienskandale erschüttert: Die Firma OneVest machte Schlagzeilen, weil sie angekündigt hatte, 115 Sozialwohnungen zu bauen – und sie dann als Eigentumswohnungen anbot. Ein anderer Investor hatte tatsächlich Sozialwohnungen gebaut. Deren Mietpreise trieb er aber mit Sonderausstattungen um 46 Prozent nach oben und letztlich verlangte letztlich 8,48 Euro pro Quadratmeter statt der für Sozialwohnungen vorgeschriebenen 5,80 Euro.
Text: Beatrice Blank
Foto: Christoph Bellin/bildarchiv-hamburg.de
Grafik: Immowelt