Wer wenig verdient, kann sich keine hohen Mieten leisten. Doch das ist nicht der einzige Grund, warum Menschen mit unterschiedlichen Einkommen in voneinander getrennt wohnen. In Hamburg ist dieses Phänomen stärker ausgeprägt als in anderen Städten.
Sag mir, wo du wohnst, und ich sag dir, was du verdienst. Die Wissenschaftler des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) haben in deutschen Großstädten untersucht, wo genau die Menschen wohnen, die Niedriglohn (bis zu zwei Drittel des mittleren Lohns) beziehen. Dabei kam heraus: In vielen Städten leben Menschen, die wenig verdienen, getrennt von denen, die mehr Geld haben. Doch nicht überall wohnen sie gleich stark voneinander getrennt.
Hamburg gehört demnach zu den Städten mit der höchsten sogenannten Segregation, wie die räumliche Trennung unterschiedlicher Gruppen genannt wird. Harburg, Wilhelmsburg, Horn und Jenfeld sind Wohngegenden mit einem hohen Anteil von Niedriglohnbeziehern gemessen an allen Beschäftigten. In Alster- und Elbnähe dagegen leben weniger Niedriglöhner.
Die IAB-Forscher führen das vor allem auf das Wohnungsangebot und die Stadtentwicklung zurück – angefangen beim Bau von Siedlungen wie Steilshoop oder Mümmelmannsberg in den 1960er- und 1970er-Jahren, wo es nach wie vor verhältnismäßig günstige Wohnungen gibt. Wirtschaftlich sei in Hamburg die geringqualifizierte Beschäftigung zurückgegangen, dagegen gab es ein starkes Wachstum bei hochentlohnter Beschäftigung. Solche Jobs für Hochqualifizierte gebe es in eben jenen Gebieten, wo wenig Niedriglöhner leben, wie im südlichen Eimsbüttel oder im Süden des Bezirks Nord.
Neben der wirtschaftlichen Situation und der lokalen Wohnungsbauförderung spielt bei der Verteilung laut IAB der Anteil der Niedriglohnbezieher eine Rolle. Es gilt: Je höher der Anteil, desto größer ist das Ausmaß an Segregation.
Mit rund 20 Prozent liegt der Anteil der Wenigverdiener (bis 1885 Euro) in Hamburg im durchschnittlichen Bereich. Bundesweit liegt der Anteil bei 15 Prozent, in Leipzig mit 35 Prozent am höchsten, in München mit 13 Prozent am niedrigsten.
Unterm Strich schränkt das die Freiheit bei der Wohnortwahl ein, so die IAB-Forscher, es kommt zur räumlichen Trennung der Menschen mit unterschiedlichen Einkommensgrenzen. Die Forscher warnen vor den Folgen für die, die wenig verdienen. Ihnen stünden mitunter schlechtere öffentliche Ressourcen und Netzwerke zur Verfügung, allen voran Schulen oder die Möglichkeiten der Kindebetreuung. Diese seien aber für Bildung, Erfolg am Arbeitsmarkt und gesellschaftliches Leben wichtig.
Text: Beatrice Blank
Foto: Karsten Dittmann/pixelio.de