Nach langem Konflikt: Der Erhalt des Kreativ-Hofes Viva la Bernie ist gesichert. Die Eigentümer bieten das Areal der gemeinnützigen Lawaetz-Stiftung zum Kauf an.
Nach sechseinhalb Jahren Verhandlung haben sich die Eigentümer und die Mieter:innen des Künstler:innen- und Handwerkshofes Viva la Bernie in Altona geeinigt. Am Montag stellten die Beteiligten ihre Ergebnissein den Hofräumen vor: Die gemeinwohlorientierte Lawaetz-Stiftung hat sich verpflichtet, das Areal zu einem Preis in Höhe von 8,5 Millionen Euro zu kaufen. Dafür nimmt sie einen Kredit auf, der durch die Bestandsmieten refinanziert werden soll. Anschließend soll der Hof den Nutzer:innen nach Erbbaurecht überlassen werden.
„Es ist noch nicht ganz Sonnenschein. Es gibt noch was zu tun“, sagte Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) am Montag. Die Lawaetz-Stiftung beauftragt ein unabhängiges Gutachten, das den Wert des Areals feststellen soll. Ralf Gauger, Sprecher von Viva la Bernie geht dabei von 6 Millionen Euro aus. Die Differenz zum Kaufpreis, mit Nebenkosten, Notarkosten und Grunderwerbssteuern ungefähr 3,3 Millionen Euro, muss als Eigenkapital von Viva la Bernie durch Sozialkredite und Spenden finanziert werden. Dazu hat die Hofgemeinschaft eine Fundraising-Kampagne gestartet. Der Auftakt ist eine Auktion im Museum für Kunst und Gewerbe am 7. Dezember. Unter anderem Jonathan Meese und Daniel Richter haben dafür Kunstwerke gestiftet. Boris Lauterbach, Mitglied der Band „Fettes Brot“ moderiert die Veranstaltung. Die Band ist „auf dem Hof großgeworden“ und blicke optimistisch in die Zukunft von Viva la Bernie, sagte Lauterbach am Montag. „Wir beginnen jetzt die herausfordernde Aufgabe der Finanzierung unseres Wunsches, ein 4.800 Quadratmeter großes Stück Hamburg dem Immobilien-Spekulationsmarkt für immer zu entziehen“, sagte Ralf Gauger, Sprecher von Viva la Bernie.
Seitdem zwei private Eigentümer 2017 das Areal in der Bernstoffstraße 117 gekauft hatten, war die Zukunft des Kreativ-Hofes ungewiss. Die etwa 20 Mieter:innen sowie 100 Nutzer:innen des Hofs wollten ihn für sieben Millionen Euro zurückkaufen und die Gebäude eigenständig verwalten. Die Eigentümer lehnten das jedoch ab und boten der Gemeinschaft stattdessen einen langfristigen Mietvertrag an. Den lehnte die Hofgemeinschaft ab. Sie fürchtete, langfristig durch die Investoren verdrängt zu werden. „Angstfreies Wohnen ist ein Grundbedürfnis“, sagt Ralf Gauger von Viva la Bernie. Dafür habe er sich seit jeher eingesetzt. Seit 2017 habe es viele Verhandlungen gegeben und nie habe jemand den Verhandlungstisch verlassen. Das zahle sich jetzt aus, sagt Gauger. Weil es sich bei Viva la Bernie um eine ganze Hofgemeinschaft handelt, habe es für die Eigentümer nicht den einen geeigneten Käufer gegeben sagt Matthias Onken, Berater der Eigentümer. Mit der Lawaetz–Stiftung sei nun ein „über jeden Zweifel erhabener Vertragspartner“ gefunden worden. Schon in der Vergangenheit, etwa bei der Roten Flora, habe die Stiftung gezeigt, dass sie so etwas kann.