Mit einem neuen Straßensozialarbeiter will der Bezirk Mitte der Verelendung von Obdachlosen in der Neustadt begegnen. Das geht aus einem gemeinsamen Antrag von SPD, CDU und FDP hervor. Das Modellprojekt soll zunächst auf ein Jahr befristet werden.
Die Pläne von Bezirksamtsleiter Ralf Neubauer (SPD) nehmen Gestalt an: Wie SPD, CDU und FDP in einer gemeinsamen Presseerklärung mitteilten, soll ein neuer Straßensozialarbeiter Obdachlosen in der Neustadt helfen. Ziel des Modellprojektes sei es, „zunächst die Zielgruppe zu analysieren und auf dieser Grundlage zu prüfen, ob es perspektivisch eine sinnvolle Ergänzung des Hilfesystems und eine Blaupause für andere Quartiere mit ähnlichen Herausforderungen sein kann“, heißt es in dem Antrag der Deutschlandkoalition. Dieser soll an diesem Donnerstag im Ausschuss für Sozialraumentwicklung beschlossen werden.
Nach wiederkehrenden Beschwerden hatte Neubauer im Oktober zu einem Runden Tisch geladen und Hilfen in Aussicht gestellt – vor allem für Obdachlose aus Ost- und Südosteuropa, die keine Unterstützung vom Jobcenter erhalten. Fachleute wie der Caritas-Straßensozialarbeiter Julien Peters fordern für diese und auch für psychisch kranke Menschen neue Angebote, die rund um die Uhr geöffnet sind. „So etwas hat die Stadt ja schon mal in der Eiffestraße angeboten: mit Tagesaufenthalt im eigenen Zimmer, Pflege und Sozialarbeit vor Ort“, so Peters im Interview in der Dezember-Ausgabe von Hinz&Kunzt. „Das hat die Menschen wahnsinnig stabilisiert – vor allem solche, denen es vorher gesundheitlich sehr schlecht ging oder die psychisch sehr auffällig waren.“
Von einem solchen Angebot ist in dem Antrag der Deutschlandkoalition in Mitte allerdings nicht die Rede. Amtsleiter Neubauer zeigt sich auf Nachfrage dennoch zufrieden: „Der Bezirk möchte das Thema sozialräumlich angehen, das heißt aus unserer Sicht den konkreten Bedarf der Betroffenen ermitteln und angehen, dabei auch örtliche Akteure einbinden. Hintergrund ist, dass wir davon ausgehen, dass es sich beispielsweise in der Neustadt um 20 bis 30 Betroffene handelt, die grundsätzlich bekannt sind. Uns geht es dabei um konkrete Lösungen vor Ort.“
Diakonie-Straßensozialarbeiter Johan Graßhoff befürwortet neue Kolleg:innen in der City: „Der Bedarf ist wesentlich höher als das, was wir leisten können.“ An der Grundsituation ändere das Modellprojekt jedoch nichts: „Wir brauchen Angebote, die die Menschen annehmen können: Einzelzimmer, in denen sie auch tagsüber bleiben können.“ Auch Hinz&Kunzt-Geschäftsführer Jörn Sturm fordert weitergehende Unterstützung: „Es ist gut, dass der Bezirk den Menschen helfen will, die auf Hamburgs Straßen verelenden. Doch was den Betroffenen vor allem fehlt sind Wohnungen oder zumindest ein Ort, an dem sie zur Ruhe kommen können, um ihr Leben wieder in die Hand zu nehmen.“