Hannelore Hoger ist nicht nur Schauspielerin, sie malt auch. Den Erlös für ihr erstes verkauftes Bild spendet sie an Hinz&Kunzt.
(aus Hinz&Kunzt 237/November 2012)
„Ich hab vorher noch nie ein Bild verkauft“, sagt Hannelore Hoger und lacht ein wenig ungläubig. Ab und zu hatte die Schauspielerin schon eigene Werke für Auktionen für einen guten Zweck gespendet. Aber dass jemand ein Bild von ihr kaufen wollte, einfach so, sogar ohne zu wissen, dass sie die Malerin ist – da ist die Hamburgerin schon ganz schön stolz.
Im Fenster des Salons ihres Friseurs Kevin Murphy an der Ottenser Hauptstraße hing es, ein träumerisches Motiv von einer Sommerwiese in Rot und Blau. „Wie ein Monet“, findet Murphy, und Hannelore Hoger schüttelt lachend den Kopf. „Also nee!“, sagt sie mit ihrer unverkennbaren Altstimme. „So nun auch nicht. Aber schön war es schon, ich hätte es wirklich gern behalten.“ Genau einen Tag hing es im Fenster, da wollte eine Kundin es schon kaufen, erinnert sich Murphy. Er fragte die Malerin, deren Identität er erst mal verschwieg. „Und ich sagte erst mal Jein“, ergänzt Hannelore Hoger. Doch die Dame blieb hartnäckig und so willigte die „Bella Block“-Darstellerin schließlich in den Verkauf ein. Allerdings unter einer Bedingung: Das Geld sollte gespendet werden, da waren sich Friseur und Malerin einig. Auch darüber, dass es an Hinz&Kunzt gehen sollte, und so spenden die beiden nun 500 Euro.
„Als die Käuferin erfuhr, dass ich das Bild gemalt habe, sagte sie: ‚Ich kaufe es trotzdem‘“, albert Hannelore Hoger herum, und Murphy widerspricht energisch. Zu Recht, denn wer rechnet schon beim Bilderkauf beim Friseur mit einem echten Hoger? Mehrfache Grimme- und Filmpreisträgerin ist sie, hat Regie geführt, auf allen großen deutschen Bühnen gespielt und ist eine viel beschäftigte Darstellerin in Film und Fernsehen, die mit zahlreichen bekannten Regisseuren gearbeitet hat. Als störrisch-hartnäckige Seriendarstellerin der Bella Block hat sie der Romanfigur von Doris Gercke ein ganz eigenes, unverwechselbares Profil gegeben und damit sogar ein bisschen Fernsehgeschichte geschrieben.
All das hat sie weder abheben lassen noch überheblich gemacht. Direkt, zugewandt und freundlich ist sie, schnell im Kopf und noch schneller mit dem Mundwerk. Das Leben als eine öffentliche Person nimmt sie schicksalhaft hin, schließlich ist sie es in ihrer Heimatstadt gewöhnt, erkannt und angesprochen zu werden. Sozial engagiert ist die Schauspielerin schon lange; unter anderem setzt sie sich gegen den Missbrauch von Kindern ein. Sie ist Schirmherrin der Kampagne „Jede Oma zählt“ der Hilfsorganisation Helpage Deutschland, mit der Unterstützer für Hilfsprojekte zugunsten alter Menschen in Entwicklungsländern gesucht werden. Hinz&Kunzt schätzt sie als ein Hamburger Projekt „und weil ich finde, dass es eine gute Einrichtung ist“, erklärt Hannelore Hoger. Sie kaufe die Zeitung regelmäßig, ebenso wie Murphy. „Ich habe eine Stammverkäuferin, gleich hier“, erzählt der Mann aus Manchester. „So unterstütze ich auch gleich meine Nachbarschaft in Ottensen.“
Seit 20 Jahren lebt der Friseur nun schon in Hamburg „immer in Ottensen oder Altona“; der Liebe wegen sei er hiergeblieben. „Und er hat eine wunderbare, sehr begabte Tochter, die in London studiert“, wirft Hannelore Hoger von der Seite ein. Die beiden kennen und verstehen sich gut. Seit acht Jahren ist sie jetzt seine Kundin. Am Vorabend war Murphy bei der Vorstellung im St. Pauli Theater, um Hannelore Hoger auf der Bühne zu sehen und hat ihr selbstverständlich Blumen mitgebracht. „Immer wenn sie in Hamburg spielt, gehe ich hin“, erzählt er, und Frau Hoger freut sich still. Doch dass die Endsechzigerin auch malt, hat auch Kevin Murphy überrascht. „Vor zehn Jahren habe ich damit angefangen“, erzählt sie. Ihre Schwester sei Malerin gewesen, „von Beruf“, deshalb habe sie selbst nie gemalt, „auch wenn ich es gern gemacht hätte“. Dafür hat sie es mit Ton versucht: „Aber das war nichts für mich, da ging immer was kaputt.“
Erst nach dem Tod der Schwester begann Hannelore Hoger zu malen, am liebsten in Öl, „damit habe ich angefangen, da kann man auch mal was übermalen“, aber auch mit Acryl, Pastellkreiden und Aquarellfarben arbeite sie, erzählt sie und zeigt das Bild, das sie zum Termin mitgebracht hat – „das Blumenbild ist ja verkauft“ –, ein Porträt ihrer Tochter Nina. „Das hier wird aber nicht verkauft!“
Text: Misha Leuschen
Foto: Dmitrij Leltschuk
„Ich dachte, es wäre Liebe“: 4.11., 11 Uhr, St. Pauli Theater. Hannelore Hoger liest Liebesbriefe berühmter Frauen, Benefizveranstaltung zugunsten der Onkologie des UKE, Eintritt: 25 Euro