Wenn ein Mann wie Dirk Jens Nonnenmacher die HSH-Nordbank leiten und Millionen versenken darf, dann will H&K-Geschäftsführer Jens Ade auch mal mitmischen
(aus Hinz&Kunzt 201/November 2009)
Lieber Hilmar Kopper,
nachdem ich in der Hamburger Presse über Ihre missliche Lage gelesen habe, dass Sie „keine Wahl hatten“, Dirk Jens Nonnenmacher das „uneingeschränkte Vertrauen“ auszusprechen – nachdem ich in der Financial Times gelesen habe, dass „noch immer potenzielle externe Kandidaten einen großen Bogen um das marode Institut machen“ – möchte ich als wahrer Hamburger Ihnen meine Hilfe anbieten, mich meiner Verpflichtung nicht entziehen und mich hiermit um die dringend erforderliche Nachfolge von Herrn Nonnenmacher bewerben.
Was befähigt mich für diese Position? Mein Herr Vater war in den 50er-Jahren ein erfolgreicher und verantwortungsbewusster Privatbankier, das heißt das Bankgeschäft und der gesunde Umgang mit Finanzen liegen mir im Blut. Ich habe seit meinem 18. Lebensjahr ein Konto bei der Deutschen Bank, die kontoführende Filiale liegt in der Spitalerstraße, ich muss also von der HSH-Zentrale nicht weit laufen, um meine Kontoauszüge abzuholen. Und die Guthabenzinsen habe ich noch nie als peanuts betrachtet. Mein Abitur habe ich auf dem Gymnasium Christianeum gemacht, das heißt im Geiste der humanistischen Ausbildung würde ich auch die mir zustehenden Boniverhandlungen angehen. Ich spreche fließend Englisch, Latein und vor allem Altgriechisch, das heißt mit Omega-Sachen bin ich perfekt vertraut. Ich habe Betriebswirtschaftslehre in Hamburg studiert, Wahlfach Bankbetriebslehre, und promoviert habe ich über Exportkreditversicherung, das heißt internationale Verstrickungen weiß ich verantwortungsvoll zu durchleuchten.
Ich bin Besitzer einer kleinen Eigentumswohnung in Othmarschen, das heißt auch Immobiliengeschäfte sind mir vertraut.
Wie ist meine Vision für die HSH-Nordbank? Meine Kontakte aus 22 Jahren Marketingberatung für regionale Hamburger, nationale deutsche Unternehmen und internationale Bluechips werde ich für die HSH kapitalisieren. Meine Kontakte aus fünf Jahren Geschäftsführer-Tätigkeit
für Hinz&Kunzt aus dem sozialen, politischen und wirtschaftlichen Bereich werde ich für die HSH einbringen. Mein letzter Kontakt zum Präses der Handelskammer ist das aktuellste Beispiel.
Wir schließen einen Zwei-Jahres-Vertrag für mich als Vorstandsvorsitzenden ab. Ich sichere Ihnen Klarheit, Sauberkeit, direkte Verantwortung und sogar Transparenz gegenüber der Bankenaufsicht zu. Ich erkläre im Vorfeld, während meiner Tätigkeit als Vorstandsvorsitzender keine Ehrenerklärungen von Ihnen oder Herrn Peiner zu benötigen.
50 Prozent meines Gehalts werden angesichts der durch Senator Wersich angekündigten Kürzungen im Sozialbereich direkt an
soziale Institutionen weitergereicht. Die anderen 50 Prozent werde ich auf meinem oben genannten Deutsche-Bank-Konto gewinnbringend
anlegen.
Die im humoristischen Geist ausgehandelte Ausstiegszahlung werde ich zu 100 Prozent in das Projekt Hinz&Kunzt einbringen. Damit wäre dieses sozial wichtige Projekt langfristig finanziell abgesichert.
Wo bin ich zu erreichen? Lieber Hilmar Kopper, schauen Sie doch einfach unverbindlich bei Hinz&Kunzt in der Altstädter Twiete 1 – 5 vorbei und wir besprechen die weiteren Details. Bei einer guten Tasse Kaffee und einem Imbiss von der Hamburger Tafel kann ich Ihnen dann auch erklären, warum ich nach meiner erfolgreichen Tätigkeit bei der HSH Nordbank unbedingt wieder bei Hinz&Kunzt einsteigen werde.
Beste Grüße,
Ihr Dr. Jens Ade
P.S.: Sollten Sie sich wider Erwarten nicht für mich entscheiden können, würde ich Ihnen gegen ein adäquates Honorar ein Corporate-Social-ResponsibilityKonzept anbieten, mithilfe dessen die HSH Nordbank in einer Kooperation mit Hinz&Kunzt ihr Image in der Stadt Hamburg entscheidend verbessern könnte.
Wenn Sie mehr wissen wollen zum HSH- Nordbank-Skandal
Hilmar Kopper wurde 1935 in Westpreußen geboren. 1954 begann er seine Karriere bei der Deutschen Bank, wo er sein ganzes Berufsleben blieb. Er wurde Sprecher des Vorstands und avancierte zu einem der wichtigsten Top-Manager im deutschen und internationalen Bankgeschäft. Getrübt wurde sein Erfolg durch die Insolvenz des Bauunternehmers Jürgen Schneider, dem die Deutsche Bank auch aufgrund persönlicher Beziehungen übermäßige Kredite gewährt hatte. Hilmar Kopper bezeichnete 1994 die entstandene Schadenssumme von 50 Millionen Mark als peanuts. Daraufhin wurde peanuts das Unwort des Jahres 1994. Seit Sommer ist er Aufsichtsratsvorsitzender der HSH Nordbank.
Dirk Jens Nonnenmacher wurde 1963 geboren, studierte Mathematik und Medizin in Deutschland und den USA. Er promovierte 1990, habilitierte 1993 im Fach Mathematik und beschäftigte sich dann ab 1998 bei der Dresdner Bank mit Methoden für das Markt- und Kreditrisiko. Ab 2004 leitete er das Risiko- und Financial Controlling der DZ-Bank in Frankfurt. Seit Oktober 2007 gehört der Professor der Mathematik dem Vorstand der HSH Nordbank an und leitet das Institut.
Ex-Bundesfinanzminister Peer Steinbrück wird am 15. Juli in der Süddeutschen zitiert: Es sei unglaublich, dass etwa der Chef der HSH Nordbank, Dirk Jens Nonnenmacher, Bonus- und Altersvorsorgezahlungen von 2,9 Millionen Euro erhalten soll, obwohl es sein Institut ohne staatliche Hilfen in Milliardenhöhe gar nicht mehr gäbe. Der NDR meldete, dass Nonnenmacher möglicherweise noch mehr Geld erhält als bislang bekannt. Eine durch die Bank geleistete Altersversorgung könne je nach Verzinsung zu Rentenzahlungen von 3,8 Millionen Euro oder mehr führen.
Die HSH will mehr als jedem 10. Mitarbeiter eine Halteprämie von durchschnittlich 35.000 Euro zahlen. Das addiert sich auf insgesamt 21 Millionen Euro. (FAZ, August)
Das Immobilienergebnis der HSH ist im ersten Halbjahr 2009 noch tiefer in die roten Zahlen gerutscht. Vor Steuern betrug das Ergebnis minus 141 Millionen Euro. (Immobi-lien Zeitung, August)
Die HSH hat 45 Millionen Dollar an die US-Bank Goldman Sachs gezahlt, obwohl sie dazu nicht verpflichtet war. Sowohl die Rechtsabteilung der HSH als auch eine internationale Anwaltskanzlei hatten festgestellt, dass die Ansprüche der US-Bank verfallen waren. (NDR Info,
September)
Die HSH hat ein desaströses Milliardengeschäft offenbar teilweise vor der Finanzaufsicht verheimlicht. Sicher ist: Bankchef Nonnenmacher war maßgeblich für einen Deal verantwortlich, der seine Bank in die Krise stürzte. (Tagesschau, Oktober)
Der Bund der Steuerzahler hat in seinem Schwarzbuch auch die Verschwendung öffentlicher Mittel bei der HSH Nordbank angeprangert. Das Institut taucht in dem Bericht gleich drei Mal auf – zum Beispiel mit der eigenen „gut ausgestatteten Motorjacht“ für geschäftliche Veranstaltungen. (Newsticker Welt, 15. Oktober)
Bei den sogenannten Omega-Geschäften handelt es sich um den Kauf hochkomplexer und hochriskanter Wertpapiere. Das „Investigation Committee“ der Bank selbst spricht hier von „unerklärlichen Zahlungsströmen mit erheblichen Beträgen“. Diese Geschäfte sollen der Bank einen vorläufigen Schaden von 500 Millionen Euro eingebrockt haben.
Der Hamburger Anwalt Gerhard Strate hatte in diesem Kontext eine staatsanwaltliche Ermittlung durch eine Strafanzeige wegen des Verdachts der Untreue in Gang gebracht. Die Staatsanwaltschaft bestätigte, dass ein früherer HSH-Manager aus London als Zeuge brisante Dokumente übergeben habe. Es geht nun darum, in welchem Ausmaß auch Nonnenmacher über diese Aktivitäten informiert war und sie gebilligt hat. (Die Welt, 16. Oktober)
Koppers Ehrenerklärung ohne Wert – so ist es in der Financial Times Deutschland nachzulesen. Hilmar Kopper hatte Dirk Jens Nonnenmacher zugebilligt, „keine direkte Kreditverantwortung“ bei den fraglichen Geschäften getragen zu haben. Juristisch gesehen ist diese Aussage inhaltsleer, da weder im Aktiengesetz noch im Kreditwesengesetz noch in den aufsichtsrechtlichen Mindestanforderungen an das Risikomanagement der Terminus „Kreditverantwortung“ gebraucht wird. (Financial Times Deutschland, 19. Oktober)
zusammengestellt von Jens Ade