Jahrelang standen am Rübenkamp Wohnungen leer. Nachdem Hinz&Kunzt berichtete, wurde das Bezirksamt aktiv – mit Erfolg.
Wird das Wohnraumschutzgesetz konsequent angewandt, gibt es auch Erfolge: Das zeigt sich am Rübenkamp in Barmbek. 29.000 Euro „Verwaltungsgebühr“ musste ein Eigentümer dort an das Bezirksamt zahlen, weil er Wohnungen leer stehen ließ. „Die kooperieren nun“, erklärte eine Sprecherin des Bezirks Nord auf Nachfrage. Das Amt musste allerdings zum Jagen getragen werden: Erst nachdem Hinz&Kunzt den Skandal öffentlich gemacht hatte, schritt der Bezirk ein.
Die Vorgeschichte: Seit 2012 sind die Häuser Rübenkamp 80, 80 a-c und Grögersweg 9 im Leerstandsmelder verzeichnet. Mieter berichteten Hinz&Kunzt, dass sie schon 2009 – also vor sieben Jahren (!) – das Bezirksamt auf zunehmenden Leerstand aufmerksam machten – erfolglos. Dabei ging es um bis zu 30 Wohnungen.
Nach Hinz&Kunzt-Recherchen wechselten die denkmalgeschützten Häuser in bester Lage in den vergangenen Jahren mehrfach den Besitzer. Über die Kaufpreise hüllen sich die Beteiligten in vornehmes Schweigen. Fest steht, dass zwischen 2013 und 2015 saniert wurde – und Wohnungen anschließend weiter leer standen.
Als Hinz&Kunzt Anfang des Jahres wiederholt beim Bezirksamt nachfragte, kamen Dinge in Bewegung. Vor den Häusern warb ein großes Plakat für Eigentumswohnungen, die bald zu kaufen sein sollten. Und auf einer Internetseite konnten „Kapitalanleger und Eigennutzer“ einen Blick in den Altbau werfen. Ob die Betriebsamkeit mit dem Gebührenbescheid zusammenhängt, den der Bezirk „wegen andauernden Leerstands“ angeordnet hatte, nachdem der Skandal öffentlich wurde?
Wir meldeten uns als private Interessenten bei der Maklerfirma, die die Wohnungen verkaufen sollte, und baten um Besichtigung. Über Monate wurden wir hingehalten. Schließlich heißt es, der Eigentümer habe es sich anders überlegt, er plane jetzt „einen Verkauf an Investoren“. Und tatsächlich bietet nun eine Immobilienfirma das gesamte Ensemble im Internet an. Doch auch hier werden Nachfragen von Interessenten nicht beantwortet. Was soll das?
Im Mai wurden die Miets- in Eigentumswohnungen umgewandelt und wechselten erneut den Besitzer. Und seit August werden tatsächlich Wohnungen zur Miete angeboten. Für 13,80 Euro kalt den Quadratmeter und mehr.
Die wenigen Altmieter, die es noch gibt, zahlen nicht mal die Hälfte davon. Sie haben ihre Wohnung übrigens zum Kauf angeboten bekommen: für knapp 4300 Euro pro Quadratmeter. Ihr gesetzlich garantiertes Vorkaufsrecht blieb also gewahrt – doch wem hilft das? Bezahlen wollte diesen Preis nach Hinz&Kunzt-Recherchen keiner der Altmieter, die allermeisten können es wohl auch nicht. Was die Frage aufwirft: Wie lange werden sie in diesem Haus noch wohnen können?