„Kontaktsperre – Hamburg im Ausnahmezustand“: Für diesen besonderen Corona-Film erhalten Christian von Brockhausen und Timo Großpietsch den Erich-Klabunde-Preis 2021. Den Autoren sei „ein sehr intimes Protokoll der ersten Shutdown-Wochen“ gelungen, urteilt die Jury.
Es ist ein Werk, das von poetischen Bildern ebenso geprägt ist wie von besonderen Protagonist*innen: „Kontaktsperre – Hamburg im Ausnahmezustand“. Die 30-minütige NDR-Dokumentation beleuchtet die Auswirkungen der Coronapandemie auf die Einzelne*n und die Gesellschaft – „in unaufgeregter Weise“ und so eindrücklich, dass der Deutsche Journalisten Verband (DJV) Hamburg sie mit dem Erich-Klabunde-Preis 2021 ausgezeichnet hat.
Den Filmemachern Christian von Brockhausen und Timo Großpietsch sei „ein historisch bedeutsames Werk“ gelungen, so die Jury. „Diese ist wohl die einzige der in diesem Jahr zahlreichen Corona-Einsendungen, die über die Tagesaktualität hinaus als Zeitzeugnis Bedeutung behalten wird“, sagte DJV-Vorsitzende Marina Friedt. Besonders beeindruckt habe, „dass der Film durch Bilder und O-Töne der Protagonisten wirkt und komplett ohne Sprechertexte aus dem Off auskommt“. Neben den Sichtweisen ganz unterschiedlicher Menschen sind nur Medienstatements von Politiker*innen und Virologen zu hören.
Timo Großpietsch erhält den mit 2500 Euro dotierten Preis bereits das zweite Mal. 2010 überzeugte er die Jury mit seinem Film „Der Schulleiter“. Auch Hinz&Kunzt ist schon mal mit dem Klabunde-Preis ausgezeichnet worden: 1996, für „sozial engagierten Journalismus“, wie es in der Begründung hieß. Zehn Jahre später erhielten den Preis ein weiteres Mal, indirekt: „Spiegel“-Autor Bruno Schrep hatte einen Mann und eine Frau bei ihrem Umzug ins Altersheim begleitet. Seine Reportage „Die letzte Station“ war allerdings nie im Original im „Spiegel“ erschienen, sondern nur bei Hinz&Kunzt.
„Ich bin überzeugt, dass wir mit engagiertem und sorgfältigem Journalismus dazu beitragen, fremde Menschen und Umstände besser zu verstehen, ihren Alltag, ihre Ängste, ihre Beweggründe und Träume“, schreibt unsere Chefredakteurin Birgit Müller im Jubiläumsband des DJV Hamburg, der vor Kurzem erschienen ist. „Wenn es gut läuft, wird daraus Mitgefühl. Im besten Fall ist es vielleicht sogar der Anfang einer Veränderung zum Guten – ganz im Sinne von Erich Klabunde.“
Der Journalist Klabunde (1907 – 1950), Namensgeber des Preises, galt als Hamburger mit „offenem Herzen und offenen Blick“. Er war erster Vorsitzender des DJV Hamburg und engagierte sich nach dem Zweiten Weltkrieg für den sozialen Wohnungsbau. Das erste Wohnungsbaugesetz der jungen Bundesrepublik stammt maßgeblich aus der Feder des Sozialdemokraten.
Der DJV Hamburg feiert dieses Jahr seinen 75. Geburtstag – unter anderem mit der Chronik „Gemeinsam machen“, die die Geschichte des ältesten deutschen Journalistenverbandes beleuchtet und bei der Landeszentrale für politische Bildung kostenlos heruntergeladen werden kann.