Dieters Platz im Wohncontainer an der Holstenstraße war belegt, als er am Dienstag einziehen wollte. Am Tag darauf bietet die Diakonie ihm zwei Alternativen an. Doch Dieter lehnt ab.
Das ganze Hin und Her macht Dieter fertig: Erst sah es gestern so aus, als ob er schlechte Karten auf einen eigenen Wohncontainer im Winternotprogramm hatte. Dann bekam er doch die Zusage. Doch als er einziehen wollte, war sein Platz schon mit jemand anderem belegt. Also musste er wieder zurück in die Krankenstube ziehen. „Das ist Stress pur“, sagt herzkranke 64-Jährige. Zu viel für ihn: gestern Abend hat er zum ersten Mal seit Wochen wieder Alkohol getrunken. Zwei Bier zwar nur, doch Dieter muss aufpassen. „Früher habe ich viel zu viel getrunken“, sagt er. „Aber in letzter Zeit hatte ich kein Verlangen mehr danach.“
Am Mittwoch um 11 Uhr hat Dieter einen Termin im Wohnungslosenzentrum TAS der Diakonie, um das Problem mit seinem Wohncontainer zu besprechen. Leiter Uwe Martiny hat schlechte Nachrichten für ihn: Bei der Vergabe ist seinen Leuten am Vortag in der Hektik ein Fehler unterlaufen, der Platz im Wohncontainer an der Holstenstraße wurde doppelt belegt. „Es tut mir leid, auch dass das gerade Ihnen passiert ist“, sagt Martiny. Schließlich hatten die Sozialarbeiter extra bevorzugt, weil er so schwer krank ist.
Kalter Asphalt
Alternativen lehnt Dieter ab
Martiny macht Dieter zwei Alternativangebote: Bei einer Kirchengemeinde in Bergedorf sind drei Plätze in Wohncontainern frei, weil die Obdachlosen aus unbekannten Gründen gestern nicht zum Einzug erschienen sind. Auch in Hamm gibt es einen freien Platz, allerdings müsste sich Dieter dort mit zwei anderen den Container teilen.
Beide Angebote lehnt Dieter ab. Jeden Tag von Bergedorf in die Innenstadt zum Hinz&Kunzt-Verkaufen zu fahren, das ist ihm zu weit und zu teuer. Bergedorf ist ihm fremd, dort kennt er niemanden. Und mit zwei Fremden in einem Container, das ist ihm zu eng. In die Massenunterkunft in der Münzstraße will Dieter erst recht nicht: Jeden Morgen wieder raus in die Kälte zu müssen, dem fühlt er sich nicht gewachsen. „Dann lassen wir das lieber“, sagt er. Uwe Martiny bietet ihm noch an, am nächsten Tag noch einmal anzurufen, ob an anderer Stelle wieder einer frei geworden ist.
Jahrelang hat Dieter es abgelehnt, Sozialhilfe zu beantragen. „Frei und unabhängig“ wollte er sich fühlen. Erst nach der Diagnose Herzinsuffizienz findet er langsam den Weg ins Hilfesystem. Zum Glück kann er erst einmal in der Krankenstube für Obdachlose der Caritas bleiben. Bis zu sechs Wochen kann er dort ein Bett in einem Viererzimmer haben. Zwei Wochen hat er fast schon rum.