Gut 10.000 Menschen in Hamburg leben seit mehr als fünf Jahren in städtischen Unterkünften. Betroffen sind vor allem Zugewanderte, die in Wohnungen leben dürften, aber wegen des angespannten Marktes keine finden. Die Linke fordert mehr Anstrengungen vom Senat.
Die städtische Wohnunterkunft wird immer mehr zum Dauerzustand: Gut 10.000 Menschen leben seit mehr als fünf Jahren in sogenannter öffentlich-rechtlicher Unterbringung. Das teilte der Senat auf Anfrage der Linksfraktion mit. Insgesamt lebten Ende Januar mehr als 27.500 Menschen in städtischen Unterkünften. Die Mehrzahl von ihnen könnte theoretisch in ganz normalem Wohnraum leben: Gut 5000 Betroffene haben ihre Wohnung verloren, weitere rund 12.500 sind Zugewanderte, die das Recht haben, in einer Wohnung zu leben, aber keine finden.
Im Schnitt leben Wohnungslose in Hamburg inzwischen 4,24 Jahre lang in einer städtischen Unterkunft. Zum Vergleich: 2017 betrug die durchschnittliche Verweildauer „nur“ 2,62 Jahre. „Öffentliche Unterbringung darf kein Dauerzustand sein!“, erklärte dazu Carola Ensslen, Sprecherin der Linksfraktion für Flucht und Migration. „Die Unterkünfte sind dafür nicht konzipiert, die Wohnverhältnisse zu beengt, die Ausstattung unzureichend.“
Die Linken-Fraktionsvorsitzende Cansu Özdemir forderte bessere Angebote für vormals obdachlose Menschen, „die ihnen eine Perspektive ermöglichen und einen schnellen Zugang zum eigenen Wohnraum verschaffen“. Der Senat teilte dazu mit, dass die Sozialbehörde Mitte diesen Monats entscheiden wird, wer das vor zwei Jahren von Rot-Grün versprochene Housing-First-Projekt umsetzen wird. In dem Modellversuch sollen ab Sommer 30 Obdachlose ohne Vorbedingung eine Wohnung und weitere Hilfen bekommen – ein Vorgehen, das Fachleute seit vielen Jahren fordern.