In Hamburger Unterkünften für Wohnungslose leben 21.270 Menschen seit einem Jahr oder länger. Die Hamburger Diakonie hält das für unverantwortlich – und schlägt Sofortmaßnahmen vor.
Unterkünfte für Wohnungslose sind als Zwischenlösung gedacht. Etwa für Geflüchtete, die nach ihrem Asylverfahren auf eine Wohnung warten oder für Menschen, die ihre Wohnung verloren haben. Für viele Hamburger Wohnungslose sind die öffentlichen Unterkünfte allerdings zunehmend eine Dauerlösung: 21.270 Menschen lebten zum Stichtag 31. Januar 2024 bereits ein Jahr oder länger dort. Das geht aus der Wohnungslosenstatistik hervor, die das statistische Bundesamt im Juli veröffentlicht hat.
Die Diakonie Hamburg zeigt sich angesichts dieser Zahlen alarmiert. Die lange Verweildauer sei nicht nur teuer, sondern auch unter sozialen Gesichtspunkten unverantwortlich, sagt Dirk Hauer, Sozialexperte des Verbands: „Gerade Familien mit Kindern gehören nicht ‚untergebracht‘. Sie brauchen eine eigene Wohnung mit Privatsphäre und echten Rückzugsmöglichkeiten“, so Hauer. Als Sofortmaßnahme schlägt die Diakonie Hamburg vor, die städtische SAGA zu verpflichten, mehr Wohnungen für Menschen in Wohnungsnot zur Verfügung zu stellen. Zudem sollten die Fachstellen für Wohnungsnotfälle in den Bezirken eigene Wohnungskontingente bekommen, die sie belegen können.
Insgesamt sind der Statistik zufolge 32.615 Wohnungslose in Hamburg untergebracht. Menschen, bei denen unklar ist, ob sie in Deutschland wohnberechtigt sind, etwa weil sie ein Asylverfahren durchlaufen, sind dabei noch nicht berücksichtigt. Zählt man auch sie mit, lebten einer städtischen Auswertung zufolge Ende Juni 47.150 Menschen in Hamburger Unterkünften. Obdachlose, die auf der Straße schlafen und verdeckt Wohnungslose, die etwa bei Bekannten unterkommen, tauchen in keiner der Statistiken auf.